An der neuen Pflanzenkläranlage fehlen nur noch die Bänkle Bürgersinn in Wagneritz Von Veronika Krull Rettenberg/Wagneritz Das ist ja wie ein Park, schwärmte Familie Schwegler aus Burgberg, als sie um die Ecke die neue Pflanzenkläranlage im Ortsteil Wagneritz besichtigte. Da fehlen nur noch die Bänkle. Mit dieser Meinung standen die Schweglers nicht allein da. Rund 1000 Besucher, darunter auch Ski-Ass Petra Haltmayr, kamen am Tag der offenen Tür aus dem Staunen kaum heraus: So hatten sie sich eine Kläranlage nicht vorgestellt. Gestaunt haben am Vorabend auch die zahlreichen Ehrengäste, als ihnen am Schluss der Einweihungsfeier ein Blumengebinde überreicht wurde frisch gepflückt aus den Pflanzenbeeten der Kläranlage. Bevor Pater David der Anlage nun den feierlichen kirchlichen Segen geben konnte, waren rund sechs Jahre ins Land gegangen. 1995 begannen die Wagneritzer mit konkreten Überlegungen, wie sie das Abwasser in ihrem Ort kostengünstig und umweltverträglich reinigen können. Bis dahin war die Klärung in hauseigenen Dreikammergruben üblich. Bereits drei Jahre später gründeten die Dorfbewohner die Gesellschaft Der naturnahe Wasserkreislauf Wagneritz und beschlossen die gemeinsame Finanzierung einer Pflanzenkläranlage. Im Juli 1999 erfolgt der erste Spatenstich auf einem Gelände einige Steinwurf vom Ort entfernt. Und ein gutes Jahr später stand die Anlage die einzige kommunale und gleichzeitig auch größte im Oberallgäu. Baukosten inklusive Grundstück: 600000 Mark.
Im April dieses Jahres wurde der letzte von insgesamt 38 Hausanschlüssen gelegt. Eine Zahl, die Landrat Gebhard Kaiser Respekt abnötigte: Manchmal bringt man nicht mal drei Allgäuer unter einen Hut. Er lobte die tolle Dorfgemeinschaft, die in einer gemeinsamen Anstrengung das Projekt verwirklicht hat. Auch Rettenbergs Bürgermeister Dr. Josef Kirchmann und der CSU-Landtags-abgeordnete Alfons Zeller freuten sich über die Eigenverantwortung der Wagneritzer als lebendiges Beispiel für die oft beschworene Bürgerkulur. Krebsbach bleibt sauber Fast 7000 Pflanzen haben die Wagneritzer in den drei großen Beeten gesetzt, die fast ein Drittel der rund 5800 Quadratmeter großen Grundfläche einnehmen. Der leuchtenden Blumenpracht, die sich harmonisch in die sanftwellige Landschaft am vorbeifließenden Krebsbach einschmiegt, sieht man nicht an, dass sie ihre Nahrung aus dem Schmutzwasser bezieht. Die zahlreichen Besucher blickten immer wieder auf die Auslaufschächte, um die stufenweise Klärung des Wassers zu verfolgen. Am Ende der Beete wird das bereits klare Wasser in einem sogenannten Schönungsteich gesammelt, wo sich die Sonnenstrahlung postitiv auf das Wasser auswirkt. Und was dann in den Krebsbach und damit später in die Iller fließt, ist sauberes Wasser und völlig geruchsfrei, wovon sich einige Besucher mit eigener Nase überzeugten. Der Vorsitzende der Wagneritzer Gesellschaft, Josef Herz, ist stolz auf die geleistete Arbeit: Jetzt vergisst man all die vielen hundert Stunden, die man da reingehängt hat. Bänkle, so Herz, sind fürs erste nicht geplant. Aber der Wunsch des Klärwärters Karl Übele aus Wagneritz wird wohl in Erfüllung gehen: eine Wassertretanlage am Krebsbach.