Drehbuch statt Deutschlektüre, Kamera statt Taschenrechner, Mikrofon statt Bleistift und Beleuchtung statt Tageslichtprojektor: 15 Elftklässler des Gymnasiums Lindenberg haben in ihrem Projektseminar eine besondere Aufgabe: Sie sollen ein Buch filmisch inszenieren. "Ich finde es richtig spannend. Es ist eine echte Herausforderung und am Ende sieht man auch ein Resultat", resümiert Regisseur Dennis Reisberger.
Das sogenannte P-Seminar in der neuen Oberstufe der bayerischen Gymnasien setzt eine Gruppenarbeit voraus, die in Zusammenhang mit wissenschaftlicher oder beruflicher Praxis stehen muss. Für die Schüler, die das Angebot von Deutschlehrerin Sabine Berlinger-Hartmann wahrgenommen haben, bedeutet das konkret, basierend auf einem Buch ein Drehbuch zu verfassen und dieses anschließend vor laufender Kamera umzusetzen. Dafür ist bis zum März 2011 Zeit, dann muss der Film im Kasten sein, denn das Ergebnis wird benotet.
Auf der Suche nach dem Buch wurde man recht bald fündig: "Ich bin Du" von Sarah Dessen lautet das Ergebnis der Abstimmung. Es handelt von einem jungen Mädchen, "das charakterlich sehr instabil ist", so Berlinger-Hartmann.
Als auch noch ihre ältere Schwester von zu Hause wegläuft, bricht ihre Welt zusammen. Dadurch gerät sie an die falschen Freunde, die sie mit in den Abgrund ziehen: Sie vernachlässigt die Schule, konsumiert Drogen und wird zu allem Übel auch noch von ihrem Freund geschlagen.
Tamara Weiß in der Hauptrolle
Erst kurz vor Ende werden ihre psychischen und physischen Verletzungen für Außenstehende sichtbar und bemerkbar und es erscheint ein Licht am Ende des Tunnels. Gespielt wird die Hauptrolle des Mädchens von Tamara Weiß. Den Gegenpart des aggressiven Freundes übernimmt Cidric Budczinski.
Nun musste der Text so verändert werden, dass er schauspielerisch umgesetzt werden kann. Jeder der Schüler übernahm dazu ein Kapitel und veränderte es dementsprechend. Manche Szenen wurden gestrichen oder mussten an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. "Und bei uns wird es ein Happy-End geben", erzählen sie stolz.
Das Drehbuch ist bereits fertig, die Gruppe ist momentan im Anfangsstadium des Drehs. "Der fixe Termin einmal pro Woche wird uns nicht reichen. Vor allem, weil wir auch einige Szenen außerhalb des Schulgeländes drehen müssen", lauten die Worte von Regisseur Dennis Reisberger an seine Crew.
Koordiniert werden die Aufgaben und Termine von Teammitglied Anna Thalhofer. "Einige Schüler haben bereits Erfahrung aus dem Theater, für den Großteil ist die Schauspielerei jedoch Neuland", berichtet Lehrerin Berlinger-Hartmann.
Alle Teilnehmer sind überaus zufrieden mit dem Seminar: "Vom Thema her gefällt es mir hier am besten", urteilt Tonregisseur Achmed Karaarslan. "Es ist zwar das zeitaufwändigste Seminar, doch mit der lockeren Atmosphäre gefällt es mir sehr gut", spricht Reisberger.