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Wie die Sonne einem Zwerg die Hände stahl

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Wie die Sonne einem Zwerg die Hände stahl

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    Altusried (kk). - Jahrelang stand er da und hielt tapfer die Fahne hoch. Sommers wie winters und tagein, tagaus tat er treu seinen Dienst. Doch nun ist es damit vorbei. Nie wieder werden seine Hände den Fahnenmast umklammern, denn heiße Sonnenstrahlen haben ihn dienstunfähig gemacht. Dennoch halten seine 'Arbeitgeber' Helga und Josef Schindele aus Altusried weiterhin zu ihm. Schließlich ist ihnen der kleine Gartenzwerg, der schon so lange auf ihrer Fensterbank steht, ans Herz gewachsen - auch wenn seine Hände nun verschmort sind. Wie es dazu kam, das ist eine besondere Geschichte: 'Was ist denn da mit unserem Zwerg passiert?', wundern sich Helga und Josef Schindele, als sie eines Tages ihren kleinen Liebling mit geschmolzenen Händen auf dem Fensterbrett entdecken. Keine Spur vom Fahnenmast, an dem sonst häufig die von Schindele erdachte Allgäu-Fahne weht. Nur verschmortes Plastik und kein Hinweis auf den Täter, der den Zwerg der Schindeles so verunstaltet hat. Doch halt: Plötzlich erinnert sich der 70-jährige Rentner Josef Schindele an eine Geschichte, die er im Februar in der Allgäuer Zeitung gelesen hat: Damals hatte nämlich ein ziemlich außergewöhnlicher 'Feuerteufel' einen Brand in der Wohnung einer Frau aus Kempten verursacht.

    Als Brandursache stellte sich im Nachhinein ein Vergrößerungsspiegel heraus, der Sonnenlicht gebündelt auf einen Kleiderständer geworfen und ihn so entzündet hatte. Schnell zählt der Altusrieder eins und eins zusammen: Nur das nebenstehende Marmeladenglas kann dafür verantwortlich sein, dass sein armer Zwerg nun keine Hände mehr hat. Und tatsächlich bestätigt sich seine Vermutung: Als sich das Ehepaar am nächsten Tag auf die Lauer legt und die Strahlen der Sonne durch das Wohnzimmerfenster beobachtet, fängt der Zwerg erneut zu 'brutzeln' an. Knapp 15 Minuten lang wird er von den Sonnenstrahlen, die das Marmeladenglas bündelt, getroffen und erhitzt. 'Dadurch ist unser Zwerg an den Händen zum Krüppel geworden', erklärt Schindele. An der Stelle, wo der kleine Liebling einst stolz einen Fahnenmasten hielt, sei nun nur noch ein schwarzer verkohlter Rest aus Gummi zu erkennen. Und: Schindele kennt noch einen weiteren ähnlichen Fall. Auch bei seinem Bekannten Hermann Kranz in Mittelstadt (bei Reutlingen) lösten die durch einen Spiegel gebündelten Sonnenstrahlen ein Feuer aus. Allerdings konnte der Bekannte eine bereits brennende Hose noch rechtzeitig löschen. 'Gläser oder Spiegel sollte man deshalb auf keinen Fall in die Nähe von Sonnenfenster stellen', warnt Schindele. Sein armer dienstunfähiger Zwerg jedoch, er wird auch künftig seinen Platz auf der Fensterbank haben. Ob mit oder ohne Fahne, tagein, tagaus.

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