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Wie der Steinbock ins Kleinwalsertal zurückkehrte

Kleinwalsertal

Wie der Steinbock ins Kleinwalsertal zurückkehrte

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    Wie der Steinbock ins Kleinwalsertal zurückkehrte
    Wie der Steinbock ins Kleinwalsertal zurückkehrte Foto: michael munkler

    Er ist das Wappentier des Kleinwalsertals - und doch war er noch vor einem halben Jahrhundert in der Region ausgestorben: der Steinbock. Der Mittelberger Gemeindechronist Stefan Heim hat sich jetzt intensiv mit der lokalen Historie rund um das Steinwild auseinandergesetzt.

    Bereits im Jahre 1431 wird der Steinbock demnach im Siegel des "freyen Walsergerichts" benutzt. Später wurde das gleiche Siegel als Wappen der Gemeinde Mittelberg geführt und am 5. April 1929 von der Vorarlberger Landesregierung offiziell als Gemeindewappen bestätigt. Alfons Köberle schreibt 1955 im Gemeindeblatt einen Artikel über das Mittelberger Wappen und wünscht sich die Wiedereinführung des Steinbocks im Kleinwalsertal.

    In dieser Zeit bekam der damalige Landeshauptmann von Vorarlberg, Ulrich Ilg, ein Steinbockpaar als Geschenk von den Schweizer Nachbarn, das er an den Landesjagdschutzverein weitergab. Der Obmann der Kleinwalsertaler Jäger, Karl Leopold Fritz aus Mittelberg, bewarb sich um die Tiere. Das Tal wurde jedoch als mögliches Einsetzgebiet nicht berücksichtigt - die Idee wurde aber nicht fallen gelassen.

    Im Frühjahr 1962 wurde in Pontresina angefragt, ob eine Lieferung von Steinwild möglich wäre. Bergführer Alois Janak teilte den Schweizern die genauen Gelände- und Höhenverhältnisse mit, Max Drechsel kümmerte sich um die notwendigen Zollpapiere zur Einfuhr. Karl Leopold Fritz sprach mit den Grundbesitzern und Jagdpächtern. Josef Ritsch verhandelte mit den benachbarten Allgäuern, die einen Einsatz von Steinwild total ablehnten. Das Bemühen des Walser Steinbockkomitees ging aber weiter. Die Gemeinde gab einen Zuschuss, die Talbevölkerung spendete.

    Vor 45 Jahren war es endlich so weit: Am 13. Juli 1964 wurden drei Paare Steinwild aus dem Pontresina im Gemstelgebiet ausgesetzt. Im Gemeindeblatt vom 16. Juli 1966 berichtet Ildefons Flatz nicht ohne Stolz von zwei Steinkitzen.

    Zur Erhaltung und weiteren Vermehrung der Steinwildkolonie wurden im Juli 1968 nochmals ein vierjähriges Tier und zwei dreijährige Steinböcke aus der Steinwildkolonie Albris bei Pontresina bezogen und ausgesetzt. Im Jahre 1974 konnten die Verantwortlichen des Steinwild-Komitees einen Bestand von mehr als 20 Stück feststellen. Nach vermutlich mehr als 300 Jahren erlegte am 2. August 1991 ein Hirschegger einen Steinbock am Geißhorn.

    Tiere aus der Walser Steinbockkolonie wechselten vom Elfer- und Zwölferkopf in die Allgäuer Berge, zum Widderstein und bis nach Hochkrumbach. "Ausgewildert wurde der Steinbock im Grenzgebiet, er stand sozusagen von Beginn an mit einem Huf in Deutschland", ergänzt Forstexperte Peter Titzler. Auch im Lechtal seien später Steinböcke ausgesetzt worden, es sei möglich, dass diese ebenfalls ins deutsche Gebiet wanderten.

    Heute gut 100 Steinböcke

    Titzler schätzt, dass es heute in der Region gut 100 Steinböcke in mehreren Rudeln gibt. Er fügt an: Die Steinböcke sollten sich gut überlegen, auf welcher Seite der Grenze sie sich bewegen - in Vorarlberg ist der Abschuss erlaubt, in Bayern nicht.

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