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Widerstand gegen Jugendhilfe-Haus

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Widerstand gegen Jugendhilfe-Haus

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    Steingaden (fis). - Die geplante Jugendhilfe-Einrichtung in einem von der Herzogsägmühle ersteigerten Anwesen im Steingadener Ortsteil 'Schlatt' stößt auf heftige Kritik bei Anwohnern und Bürgern der Gemeinde. Die Gegner sehen ihre und die Sicherheit ihrer Kinder durch die Anwesenheit von Jugendlichen mit krimineller Vergangenheit gefährdet. Das Vorhaben der Herzogsägmühle sorgt für Unmut: Eine Bürgerinitiative sammelte Unterschriften, die sich eindeutig gegen die 'Aufnahme- und Klärungsstelle' richteten. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde das Thema behandelt. Diese war deshalb in den Schulungsraum des Feuerwehrhauses verlegt worden: Über 50 Bürger waren gekommen. Eingeladen war auch Dr. Wilfried Knorr, Direktor der Herzogsägmühle. Bürgermeister Xaver Wörle schilderte die Situation: Das Anwesen 'Schlatt 3' war im August versteigert worden. Am 15. September erreichte die Gemeinde ein Schreiben der Herzogsägmühle, in dem das Vorhaben zur Einrichtung einer Aufnahme- und Klärungsstelle für auffällige Jugendliche dargestellt wurde. Daraufhin wurde das Thema im Gemeinderat behandelt und beschlossen, die Anlieger sofort über die Gegebenheiten zu informieren. Erst einen Monat später habe Direktor Knorr detaillierte Informationen weiter gegeben, so Wörle. Er wies Vorwürfe zurück, das Gremium habe zu spät gehandelt.

    Die Unterschriftenaktion zeige, dass viele Bürger gegen die Einrichtung in Steingaden sind. Direktor Knoll schilderte das Vorhaben: Es gehe nicht darum, 'Kriminelle einzuschleusen'. Jugendliche, die Schwierigkeiten im Elternhaus, in der Entwicklung und Erziehung haben und dadurch straffällig geworden sind, sollen in einer sozialen Einrichtung wieder auf den rechten Weg gebracht werden. Jeweils für drei Monate würden sechs Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren dafür in 'Schlatt' untergebracht und von fachkundigen Therapeuten betreut werden. Über zehn Jahre hat die Herzogsägmühle in Häusern in Wessobrunn, Argenbühl und Schwabsoien dabei gute Erfahrungen gesammelt, so Knoll. Unterstützung erhielt das Vorhaben von den Frauen im Gemeinderat: In einem offenen Brief bekannten sie sich dazu. 'Sicherheit, Ruhe und Frieden im Dorf sind wichtig, soziale Arbeit ist aber auch enorm notwendig', meinen sie. Die Unterschriftenaktion vertrete nicht die allgemeine Meinung im Ort. Doch viele Steingadener vertreten eine andere Meinung. Sie befürchten vor allem eine Zunahme von schwerer Kriminalität und hatten viele Fragen zum Jugendhilfezentrum. 'Ist mit Übergriffen zu rechnen? Sind wir sicher vor Sexualdelikten? Können wir unsere Kinder noch alleine zum Schulbus schicken?', fragten einige Zuhörer. Laut Knorr sei eine Gefahr zwar niemals auszuschließen. Die betreuten Jugendlichen seien aber keine Schwerkriminellen, sondern lediglich hilfsbedürftige junge Leute. Auch der Steingadener Pfarrer appellierte an die Bürger, sich nicht nur auf die eigenen Ängste zu fixieren, sondern sich bewusst zu werden, dass viele junge Menschen Hilfe brauchen. Neben allen Emotionen gab es für den Gemeinderat auch baurechtliche Fragen zur Jugendhilfe-Einrichtung: Die Nutzungsänderung des Anwesens soll nun vom Landratsamt Weilheim geklärt werden.

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