Von Helmut Kustermann |MemmingenDer Feldherr Wallenstein fiel einem Mordanschlag zum Opfer - im Jahre 1634. Doch er beschäftigt die Menschen noch Jahrhunderte später. Wer im Internet nach seinem Namen sucht, stößt auf über 1,5 Millionen Einträge. Mit Schillers Wallenstein-Trilogie hat der militärische Führer seinen Platz in der deutschen Klassik gefunden. Man muss aber gar nicht bis zu den Dichterfürsten ausschweifen, um festzustellen, dass das Leben des Generalissimus bis heute nachwirkt: In Memmingen wurden jetzt die Wallenstein-Spiele offiziell eröffnet.
Nicht irgendwo fand dieser Festakt statt, sondern im Fuggerbau. Im Fuggerbau deshalb, weil der Feldherr dort während seiner Memminger Zeit residierte. Es war das Jahr 1630, als er einen Sommer in der Stadt verbracht hat. Alle vier Jahre gedenken die Memminger dieser Zeit. Sie ziehen sich Hemden mit großen weißen Krägen an, tragen Hüte mit Federn und hohe Stiefel, marschieren mit Fahnen auf.
Der Festredner bei der Eröffnung kommt in seiner zeitlosen Dienstkleidung, einer schwarzen Kutte. Es ist Pater Angelus Waldstein, Benediktinerpater und Nachfahre des Feldherrn. Er zitiert einen Historiker, der sich mit den Gesetzen seiner Zunft beschäftigt hat: Jede Generation schreibe die Geschichte um, jede Generation lege Wert auf andere Fakten. Und so hätten sich auch Unschärfen in die Beurteilung Wallensteins eingeschlichen, konstatiert der Pater.
Beispielsweise komme er nicht aus so ärmlichen Verhältnissen wie oft dargestellt und der Feldherr habe auch nicht König von Böhmen werden wollen.
"Hartes Regiment"

Körperverletzung
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Pater Angelus beklagt, dass eine "Dämonisierung" des Generalissimus das Anliegen vieler Historiker sei. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass Wallenstein in seiner späten Lebensphase auch Friedensarbeit geleistet und sich um Verständigung bemüht habe. Und die letzte Schlacht sei ihm aufgezwungen worden. Für den 77-jährigen Geistlichen ist sein Vorfahre eine vielschichtige Persönlichkeit, die sicher ein hartes Regiment geführt, aber beispielsweise auch ihr Herzogtum zu einem "glücklichen Land" gemacht habe.
Einen glücklichen Eindruck macht bei der Eröffnungsfeier auch Dieter Zinth. "Es läuft einem eiskalt den Rücken hinunter, wenn man die Musik hört und die Fahnen der Gruppen sieht", schwärmt der Vorsitzende des Fischertagsvereins mit Blick auf die Akteure der Wallenstein-Festspiele.
Auf Memmingens Oberbürgermeister Dr.Ivo Holzinger scheint Wallenstein-Darsteller Dr.Holger Hoffmann einen besonders großen Eindruck zu machen. Er gerät bei der Begrüßung gleich ins Stolpern. Der diesjährige Memminger Wallenstein sitzt erhaben über dem Festpublikum und schaut huldvoll auf das Volk hinunter. Nur eines dürfte ihn an diesem Abend stören: Am Ende erklingen laute Fanfarenklänge. Der Feldherr soll laut der Überlieferung doch so lärmempfindlich gewesen sein.
Termin EigentlicherBeginn der Wallenstein-Spiele ist am Sonntag, 27. Juli. Dann zieht der Feldherr in die Stadt ein.