Kaufbeuren (agi). - Bei ihrem traditionellen Herbstfest öffneten die Wertachtal-Werkstätten auch in diesem Jahr ihre Pforten für einen Tag der offenen Tür. Für die derzeit 445 Beschäftigten nicht nur Anlass, stolz ihre Arbeitsstätte zu präsentieren. Vielmehr wurden auch Neuerungen wie das neue Service-Konzept der Küche vorgestellt. Dass das Resultat mundet, zeigten die Warteschlangen an der Essensausgabe. Dichtes Gedränge gab es vormittags trotz des kühlen Wetters beim Freiluft-Flohmarkt. Die fünf Häuser der Wertachtal-Werkstätten bezeichnen sich nicht grundlos als 'ein besonderes Haus für außergewöhnliche Menschen'. Als Arbeitgeber in Kaufbeuren, Neugablonz und Marktoberdorf bieten sie ihren Angestellten nicht nur Arbeitsplätze inklusive Kranken- und Rentenversicherung, ihr Konzept geht weit über die Grenzen eines Jobs hinaus. Für die Beschäftigten ist es ein Arbeitsplatz, auf den sie stolz sind, an dem sie aber auch soziale Kontakte knüpfen. Eine Möglichkeit, die viele im täglichen Leben angesichts ihrer Behinderungen sonst nicht hätten. 'Wir bieten die Hilfe, die jeder Mitarbeiter braucht, um einen Arbeitsplatz nutzen zu können', fasst die Leiterin der Förderstätte, Inge Lechner, zusammen. Dass die individuelle Integration des einzelnen Mitarbeiters in den Wertachtal-Werkstätten im Vordergrund steht, zeigte sich am Tag der offenen Tür an jedem einzelnen Arbeitsplatz. Ob Spezialstühle für Rollstuhlfahrer, Zählbretter oder spezielle Umbauten der Montage-Geräte - ' geht nicht gibt's nicht bei uns', erklärt Sozialpädagoge Hermann Echtler. Mit viel Engagement und Einfühlungsvermögen wird jeweils der ideale Arbeitsplatz für den Mitarbeiter gesucht und gegebenenfalls umgebaut. Doch: 'Fördern heißt manchmal auch fordern', weiß Hermann Echtler. Denn monotone Einheitsbeschäftigung gibt es in den Wertachtal-Werkstätten selten.
'Das wechselt ständig, je nach Auftrag.' Als Partner der Wirtschaft sei auch Konkurrenzfähigkeit ein ausschlaggebender Faktor. 'Nach außen hin haben wir primär Qualitätsanforderungen zu erfüllen', so Echtler. Termintreue und Einhaltung von Vertragsbedingungen seien eine Selbstverständlichkeit. So seien in den Bereichen Holz und Metall auch hochmoderne CNC-Maschinen unumgänglich. Die Elektro-Abteilung hat sich mittlerweile einen besonderen Namen für ihre selbstgeschriebenen Prüfungsprogramme erarbeitet. 'Etwa für die Kirchenbank-Heizung', so Abteilungsleiter Bernd Franz. Der Trend der komplizierten Elektronik habe mittlerweile einfache Draht- und Steckverbindungen abgelöst. Seine 24 Mitarbeiter müssten sich ständig weiterentwickeln. Neues konnte am Tag der offenen Tür auch die Großküche präsentieren. 'Seit einem Jahr haben wir hier ein neues Konzept', so Geschäftsführer Christian Burde. Die Gerichte werden zu 87 Prozent vorgegart und dann auf zwei Grad heruntergekühlt, bevor sie ausgeliefert werden. 'Ein geschmacklicher oder optischer Verlust durch Gefrieren fällt weg', schwärmt der Wertachtal-Chef. Die lukullische Neuerung kam bei den zahlreichen Besuchern gut an, wie der Andrang in der Kantine zeigte. Dass sich der Herbst von seiner kühlen Seite zeigte, schien keine Besucher abzuhalten. Im Gegenteil: Sowohl Flohmarkt als auch Hüpfburg und Kletterwand fanden viele Fans. Wer sich aufwärmen wollte, konnte sich im Festzelt von den zünftigen Klängen der Musikkapelle Hirschzell einheizen lassen.