Soziale und kulturelle Einrichtungen besuchte der im Herbst 2008 neu konstituierte schwäbische Bezirkstag bei seiner Besichtigungsfahrt am Wochenende. Dabei machte die Gruppe mit Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert an der Spitze auch bei den Wertachtal-Werkstätten und der Bayerischen Musikakademie in Marktoberdorf Station.
500 Behinderte sind in den Wertachtal-Werkstätten Marktoberdorf und Kaufbeuren beschäftigt. In Marktoberdorf arbeiten 71 geistig behinderte Menschen und 48 psychisch Kranke. Die Werkstatt für psychisch Kranke sei für 36 Beschäftigte gebaut worden, doch liege man heute bei 50, berichtete der Geschäftsführer der Wertachtal-Werkstätten, Volker Holata, den Bezirksrätinnen und Bezirksräten. Gegen die Überbelegung müsse bald etwas getan werden. Insgesamt nehme die Schar der behinderten Beschäftigten in den Werkstätten jährlich um zehn Personen zu.
Holata plädierte dafür, in Marktoberdorf einen Berufsbildungsbereich für 25 junge Behinderte einzurichten. Derzeit gebe es dieses Angebot nur in Kaufbeuren, was für viele Jugendliche mit Fahrtaufwand verbunden sei. Diskussionsstoff boten die neuen Aufgaben, die die neue UN-Behindertenkonvention mit sich bringt.
Ziel ist, Behinderte ohne Einschränkung an allen Lebensbereichen teilhaben zu lassen, was auch ungehinderten Zugang zu Bildung und Beschäftigung heißt.
Krise erschwert Integration
Weitere Themen waren die Auftraggeber der Werkstätten, ferner die Schwierigkeiten vor allem in Zeiten der Wirtschaftskrise, Behinderte für den allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln. Auch ging es um die Finanzierung der Einrichtungen. Nach Angaben des Bezirkstagspräsidenten gibt der Bezirk für jeden behinderten Beschäftigen rund 24000 Euro einschließlich Sozialabgaben pro Jahr aus.
Vor der Fahrt zu den WertachtalWerkstätten hatten die Bezirkstagsmitglieder die Bayerische Musikakademie besichtigt. Künstlerischer Leiter Karl Zepnik unterstrich die Bedeutung der Einrichtung, die jährlich 150 Kurse veranstaltet und 18000 Übernachtungen verzeichnet. Der Etat liegt laut Zepnik bei 6,3 Millionen Euro. Der Freistaat kommt für 50 Prozent des ungedeckten Bedarfs auf, der Bezirk Oberbayern übernimmt 20 Prozent, der Bezirk Schwaben 18,5 Prozent und Landkreis sowie Stadt Marktoberdorf jeweils 5,75 Prozent. Laut Reichert ist nicht daran gedacht, den Bezirkszuschuss wieder auf 20 Prozent zu erhöhen, wie es früher der Fall war. Als damals der Bezirk seinen Anteil kürzte, mussten Stadt und Kreis ihre Förderung erhöhen. Reichert sieht dies als gerechtfertigt an, zumal Stadt und Einzelhandel von der Akademie profitierten.
Auf große Zustimmung bei den Bezirksräten stieß das von Zepnik initiierte Chorklassen-Pilotprojekt an Grundschulen. Sind es bisher in Schwaben nur zwei Klassen (Marktoberdorf und Markt Rettenbach), die daran teilnehmen, so werden es ab Herbst 18 Klassen sein. Die Lehrer werden hierfür in Marktoberdorf fortgebildet. Zepnik berichtete, viele Eltern seien bemüht, ihr Kind in einer Chorklasse unterzubringen.