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Wer nicht schafft, bekommt keine Ökos

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Wer nicht schafft, bekommt keine Ökos

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    Von Franz Kustermann, Legau - Recht skeptisch schaut der achtjährige Maxi bei der Ankunft zu seiner Mama; er soll nämlich erst arbeiten und Geld verdienen, bevor er es für Freizeitaktivitäten ausgeben kann: Zusammen mit rund 150 Kindern beteiligt er sich am Freizeitprogramm der Umweltstation Unterallgäu in Legau-Haid, das den verheißungsvollen Namen 'Ökotopia - Kinder bauen eine Stadt' trägt. Maxi hat sich als einer von 30 'Pendler' angemeldet, möchte aber eventuell doch noch in einem der schnuckeligen Hotels übernachten. Wieviel das wohl kostet? Leiter Peter Harsch erklärt ihm, dass es darauf ankomme, ob er das Frühstück ans Bett gebracht haben will, und ob er dazu noch eine Rückenmassage wünscht. Er könne sich das ja noch überlegen, 'doch wenn alle Zimmer besetzt sind, sind sie besetzt'. Die Ferienstadt zählt 70 'feste Bewohner'; hinzu kommt noch eine ganze Reihe von 'Tagesgästen'. Diese werden morgens von ihren Eltern ins Camp gebracht und abends wieder abgeholt. Der erste Weg von Sebastian führt zur 'Bank', wo er zwei 'Ökos' Startgeld bekommt. Zuvor werden jedoch noch die Hosentaschen geleert: Handys und Taschenmesser sind im Ferienlager nämlich tabu und müssen abgeliefert werden. Nun sollte man sich einen günstigen Schlafplatz sichern: Sieben Betten hat jedes 'Hotel'; vier im Erdgeschoß, zwei im ersten Stock und drei weitere im Dachgeschoß, das natürlich auch über die beste Aussicht verfügt.

    Ein Bürgermeister wird gewählt Nach der Anreise am Dienstag steht am Mittwoch erstmals die Wahl des Bürgermeisters und des Stadtrates auf dem Programm. Danach führt der Weg zum Arbeitsamt: Hier können die Arbeitsaufträge abgeholt werden: Diese reichen vom Anlegen einer Kräuterspirale über Gemüseputzen und Küchendienst bis zum Abspülen. Schließlich heißt es nicht umsonst: 'Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.' Außerdem wollen die dringend nötigen Ökos auch verdient werden; außer Leitungswasser - das gibt's umsonst - muss schließlich alles bezahlt werden. Maxi gehört nun bald schon zu den Wagemutigeren und entschließt sich zur Kahnfahrt, 'die Iller vom Sack aufwärts'. Schwimmen macht ihm keine Probleme; schließlich ist er doch so eine richtige 'Wasserratte'. Die neunjährige Lena liebt es beschaulicher und entscheidet sich fürs Basteln. Auch Raphael ist etwas zarter besaitet: Er entschließt sich für die Walderlebnisspiele, auch wenn er am zweiten Tag spätabends todmüde ins Bett fällt. Am nächsten Tag heißt es wieder arbeiten, denn so formulierte es der zweite Leiter, Jürgen Aust: 'Wer nicht schaffen will, bekommt auch keine Ökos!' Heute will der Junge auf alle Fälle im Bauhof arbeiten, damit er sich im Kiosk nachmittags eine Cola leisten kann; das kostenlose Leitungswasser schmeckt auf Dauer doch etwas fad.

    30 Betreuer im Einsatz Insgesamt sind rund 30 Betreuer im Einsatz, welche die Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren beim Arbeiten und bei den zahlreichen Freizeitaktivitäten begleiten.

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