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Wer kehren hilft, darf laute Musik hören

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Wer kehren hilft, darf laute Musik hören

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    Wer kehren hilft, darf laute Musik hören
    Wer kehren hilft, darf laute Musik hören Foto: beckmann

    In unserer Rubrik "Gesichter & Geschichten" wollen wir in loser Folge Menschen vorstellen, die etwas zu erzählen haben. Im Mittelpunkt stehen Westallgäuer, die von besonderen Erlebnissen, außergewöhnlichen Berufen, bewegenden persönlichen Schicksalen oder besonderen Ideen berichten.

    "Ich habe 14-jährige Jungs an einem Montagnachmittag mit einer Zigarette und einer Flasche starkem Alkohol am Skateplatz sitzen sehen und hatte Sorge um meine 13 Jahre alten Söhne, dass die auch mal da sitzen", erzählt Wilhelm Veith. Deshalb hat er es sich zur Aufgabe gemacht, für Ordnung zu sorgen. Seit einigen Monaten setzt der Isnyer sich ehrenamtlich für den Skateplatz in Isny ein. Mit Hilfe vieler Jugendlicher sorgt er dafür, dass der Platz sauber ist, sauber bleibt und nicht zum Treffpunkt Alkohol und Zigaretten konsumierender Jugendlichen wird.

    Zumindest sorgt Veith soweit für Ordnung, dass keine Glasscherben mehr umherliegen und Kinder nicht angepöbelt werden. Von Jugendlichen, die die Flaschen rumwerfen und nachmittags Alkohol trinken, sei er schon mehrfach ausgelacht und auf übelste Weise beleidigt worden. Abschrecken lässt er sich aber nicht, denn er will helfen. Einen ersten großen Schritt hat Veith mit der Anschaffung mehrerer Handkehrmaschinen getan, die gespendet wurden. Mit vereinten Kräften wird nun fast täglich der Skateplatz gekehrt und von gefährlichen Glasscherben entledigt.

    Hilfe bekommt Veith dabei von seinen "Jungs". Die sind zwischen zehn und 25 Jahre alt. Täglich halten sich rund 30 bis 40 Jugendliche am Platz auf. Woher die Motivation kommt mitzuhelfen? "Ich habe verschiedene Sachen gesammelt, zum Beispiel Bälle, einen Cityroller, Hockey-Schläger und sogar einen Musikrekorder", erklärt Veith und fährt fort: "Wenn die Jungs zehn Minuten kehren, dürfen sie dafür einen Ball nehmen oder die eigene Musik hören". Die Jugendlichen sollen dadurch auch lernen Rücksicht zu nehmen und aufeinander zugehen zu können. "Einige machen das auch einfach aus Spaß. Man hat ja sofort ein Ergebnis. Sozusagen ein Erfolgserlebnis", ist Veith von dem Engagement begeistert.

    Der 15-jährige Mario aus Isny freut sich darüber, dass der Platz sauberer geworden ist: "Ich find das total gut, dass sich Willi darum kümmert. Jetzt liegen nicht mehr überall Glasscherben rum und ich bin fast jeden Tag hier." Seit etwa zwei Monaten kommt auch der 13-jährige Samuel wieder regelmäßig zum Platz: "Ich helfe auch selber beim kehren mit, weil ich will, dass es sauber bleibt."

    Selbst von Passanten gibt es positive Rückmeldungen: "Es gibt viel Lob für den Einsatz der Jungs", erklärt Veith. Das Problem sieht er in der spärlichen Präsenz der Polizei am Skateplatz und in der Tatsache, dass die Jugendlichen schon längst wüssten, dass es sich bei dem Schild "Videoüberwacht" nur um eine Attrappe handelt.

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