Füssen (biw). - 'Leid und Trauer prägen den heutigen Tag, den Volkstrauertag 2002, wir trauern um unsere Toten, und um die der anderen Völker, die im Krieg, durch Terror und Gewalt ihr Leben lassen mussten.' Bei der Gedenkfeier ging Füssens Bürgermeister Christian Gangl auf die ethnischen Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien, auf die Terroranschläge vom 11. September und auf den Nahen Osten ein. Sein Appell: 'Wer Frieden stiften will, muss reden.' Am Vormittag fanden zunächst die Gedenkgottesdienste in den Füssener Kirchen statt. Danach versammelten sich am Ehrenmal unterhalb des Hohen Schlosses die Bürger, die Harmoniemusik, der Liederkranz, die Fahnenabordnungen der Vereine sowie ein Ehrenzug der Bundeswehr.
Gangl ging in seiner Rede zum Volkstrauertag auf das vergangene Jahrhundert ein, das 'gebrandmarkt ist als das schrecklichste Kriegsjahrhundert, das die Menschheit je erlebt hat.' Mit dem Anschlag auf das World Trade Center, der Tausende von Menschen in den Tod riss, habe der Hass in den ersten Monaten des 21. Jahrhunderts auch sein grausames Denkmal gesetzt. Gangl: 'Solange Menschen glauben, dass politische, wirtschaftliche, ethnische oder religiöse Konflikte mit Krieg, Gewalt oder Terror gelöst werden können, so lange muss die Arbeit für den Frieden weitergehen, und die beginnt beim Einzelnen, direkt bei dir und mir', richtete der Rathauschef seine Worte an die Anwesenden vor dem Ehrenmal. Eindringlich mahnte Gangl bei der Gedenkfeier, dass die Menschen wieder lernen müssten, 'richtig hinzusehen, wenn Leid und Unrecht auf der Welt sowie im direkten Lebensumfeld' geschehe. Auch das 'Gedenken' sei, so Gangl, wichtig. Er fragte, ob nicht das Denken wieder mehr Gedächtnis werden solle, wenn man wieder Verantwortung übernehmen möchte für den Nächsten. 'Volkstrauer erfüllt erst dann ihren Sinn, wenn wir sie als Aufforderung zum Handeln verstehen.'