Pfronten (lm). - Wenn Franz und Brigitte Trenkle abends ihr Vieh durch Pfronten treiben, ist das vor allem für die Touristen eine kleine Sensation: Denn während die braune Milchkuh ein alltägliches Bild auf Ostallgäuer Dorfstraßen ist, stellt ein meckerndes Rudel von 90 deutschen Edelziegen eine Seltenheit dar. Die Trenkles gehören zu den wenigen Vollerwerbs-Ziegenhaltern in Schwaben. 'Es war ein mutiger Schritt, von Kühen auf Ziegen umzustellen', erinnert sich der 35-jährige Franz Trenkle, der 1994 den elterlichen Milchviehbetrieb in Pfronten mit zwölf Milchkühen übernommen hatte. 1995 stellte der junge Landwirt auf Ökolandbau um und trat dem Bioland-Verband bei. Seinen Hof bewirtschaftete der Vater von drei Söhnen, unterstützt von Frau Brigitte, schon damals im Nebenerwerb. Sein Haupteinkommen verdiente er als Zimmerer. Eine neue Verordnung des Bioland-Verbandes, die den Bau eines Laufstalls mit Freilauf vorschrieb, stellte die Trenkles jedoch vor ein unlösbares Problem. Denn der Hof liegt sehr beengt mitten in Pfronten. Die Einrichtung von Freilaufflächen war praktisch unmöglich. 'Und angesichts unseres niedrigen Kontingents stellte sich für uns sowieso die Frage der Rentabilität', so Brigitte Trenkle. 'Deshalb entschlossen wir uns, die Kühe zu verkaufen und mit der Ziegenhaltung zu beginnen', erzählt das Ehepaar: 'Wir wollten auf jeden Fall irgendwie weitermachen.' Die Trenkles machten sich auf die Suche nach einem Vertragspartner, der sich schneller fand als erhofft: Die Bio-Käserei 'Obere Mühle' in Bad Hindelang bot eine Abnahmegarantie für biologische Ziegenmilch von rund 100 Tieren. 'Jetzt musste alles Schlag auf Schlag gehen', so Trenkle. 'Und wir hatten ja eigentlich keine Ahnung von der Ziegenhaltung.' Im Sommer vergangenen Jahres fuhr das Landwirts-Ehepaar noch zweigleisig. Das Milchvieh wurde sukzessive abgebaut, der Bestand von Ziegen aufgebaut. Im Jahr darauf war der Bestand schon auf 50 Milchziegen angewachsen, ein neuer Ziegenstall nach den Richtlinien des Biolandverbandes war im Entstehen. Heute haben die Trenkles 88 Milchziegen und zwei Böcke Der Ziegenstall für 120 Tiere wurde außerhalb des Ortszentrums nach modernsten Erkenntnissen unter Berücksichtigung der Bioland-Richtlinien gebaut.
Futter von Naturschutzflächen Von den 35 Hektar Wirtschaftsfläche der Trenkles stehen 17 Hektar unter Vertragsnaturschutz und liefern ein ideales Futter für Ziegen, die als Feinschmecker bekannt sind. Minderwertiges Heu aus Moor- und Feuchtwiesen verwendet Trenkle als Einstreu. Entsprechend der Biolandrichtlinien bekommen die Tiere ausschließlich Biokraftfutter als Ergänzung zu Heu und Gras. Die Kitze werden mit Bio-Kuhmilch großgezogen, die zugekauft wird. Die männlichen Kitze werden bereits im Alter von zwölf Wochen geschlachtet. Das Fleisch ist dann besonders zart und findet in der Gastronomie reißenden Absatz Bei einem durchschnittlichen Kilopreis von zehn Euro und den Gestehungskosten von 100 Euro ist mit Fleisch allerdings nicht viel verdient. Anders bei der Milch: 70 bis 75 Cent zahlen Molkereien für den Liter Ziegenmilch, die Produktionskosten liegen bei 50 Cent.
Käse aus dem Hofladen Als weiteres wirtschaftliches Standbein hat Brigitte Trenkle einen Laden für Käseverkauf im alten Hofgebäude im Dorf eröffnet. Hier bietet sie die Produktpalette der Käserei 'Obere Mühle' an. Dazu weitere regionale Lebensmittel wie Honig, Wurst, Eier und Brot. Vor allem viele Touristen, die in Pfronten Urlaub machen, aber auch einheimische Stammkunden frequentieren den Laden. Besonders erfolgreich erwies sich das touristische Angebot einer Natur- und Landschaftsführerin, die die Gäste auf den Ziegenhof führte, wo sie den Trenkles beim Melken ihrer Tiere über die Schulter schauen durften. 'Die Nachfrage nach unseren Ziegenmilchprodukte stieg mit der Anzahl der Hofbesichtigungen', freut sich Barbara Trenkle.