Kempten/Oberallgäu (kk). - 'Was ist denn da passiert?' Krimhilde Richter wunderte sich. Denn die Meisenknödel in ihrem Vogelhäuschen waren erstaunlicherweise stets schnell leer gefressen. Als die Leckerbissen immer häufiger verschwanden, legte sich die Petersthalerin eines Abends auf die Lauer. Und siehe da: kurz vor Mitternacht sprang ein Marder auf die 2,50 Meter hohe Futterstelle. Der Übeltäter schaute die 61-Jährigen frech an - und ließ es sich so richtig gut schmecken. Diese so genannten 'Kulturfolger' sind laut Manfred Werne, Vorsitzender des Kreisjagdverbands Kempten, keine Ausnahme mehr. In Wohngebieten würden sich immer mehr Marder und Füchse ansiedeln. Deshalb appelliert Werne an die Anwohner 'die Tiere auf keinen Fall zu füttern'. Essensreste sollte man grundsätzlich in die Biotonne werfen, empfiehlt der Jagdexperte - Komposthaufen seien nur vor den Vierbeinern sicher, wenn sie abgeschlossen würden. Die Biotonne sollte zudem erst morgens an dem Tag rausgestellt werden, an dem die Müllabfuhr kommt. 'Die schlauen Viecher werfen sonst nachts die Tonne einfach um und bedienen sich', weiß Werne. Freilich: Die Vierbeiner seien niedlich, doch mit Tierliebe habe das Füttern aber nichts zu tun, meint der Vorsitzende des Kreisjagdverbands. Da es immer mehr Marder und Füchse gebe, würden sich - gerade unter den Reinekes - auch verschiedene Krankheiten rasend schnell verbreiten, wie beispielsweise Fuchsräude oder der Fuchsbandwurm. Und genau diese Krankheiten schleppten die Füchse in die Stadt und gefährdeten Mensch und Haustier. Jedes Jahr schießen laut Werne die Jäger des Kreisjagdverbands in Kempten und im nördlichen Oberallgäu rund 3000 Füchse, 'nur um die Verbreitung der Krankheiten einzudämmen'. Und was soll jemand tun, der einen Fuchs in einem Wohngebiet entdeckt? 'Die Jagdbehörde, Polizei oder Feuerwehr benachrichtigen', rät Werne: 'Aber auf keinen Fall die Tiere anlangen oder versuchen, sie selbst einzufangen.' Dafür gebe es nämlich speziell ausgebildete Jäger, die Lebendfallen auslegen und die Tiere dann mitnehmen. Nur in Ausnahmefällen würden die Experten die Vierbeiner direkt vor Ort erlegen.
Futter an dünnen Ästen aufhängen Wenn sich die schlauen 'Kulturfolger', wie der Marder von Krimhilde Richter, Vogelfutter schnappen, empfiehlt der Jagdexperte die Happen so aufzuhängen, dass sie das Tier nicht erreichen kann - beispielsweise an einen dünnen Ast am Baum. Die Petersthalerin jedenfalls hängt die Meisenknödel jetzt nur noch tagsüber nach draußen: 'Schließlich sollen ja die Vögel was davon haben und nicht der Marder.'