Kempten (kk). - Endlich dürfen Schüler und Eltern auch einmal der Schule ihre Meinung sagen, wie kürzlich am Carl-von-Linde Gymnasium. Als erste Kemptener Schule wird das Gymnasium derzeit vom Kultusministerium unter die Lupe genommen. Seit März 2004 sind Teams aus Pädagogen und Eltern unterwegs, um die fachliche und pädagogische Qualität jeder Schule im Freistaat zu prüfen. Der Fachbegriff dafür ist 'externe Evaluation'. Im Rahmen dieser Untersuchung werden auch Schüler und Eltern befragt. In einem jeweils auf sie zugeschnittenen Fragebogen beurteilen Schüler, Lehrer und Eltern beispielsweise folgende Kriterien:den Einsatz der Lehrer für die Schülerdas Klima an der Schuledas Wohlbefinden der Schüler Vergeben werden dazu jeweils sechs 'Noten' - von 'trifft gar nicht zu' bis 'trifft voll und ganz zu'. 'Jeder Lehrer und knapp 20 Prozent der Schüler und Eltern wurden am Carl-von-Linde Gymnasium befragt', erklärt Direktor Helmut Forster. Deshalb nur 20 Prozent, weil das für die Stichprobe ausreiche. Die Fragebögen werte dann, so Forster, ein unabhängiges Institut aus.
Für jede Gruppe werde zu jedem Kriterium ein Mittelwert errechnet. Indem man anschließend die parallelen Angaben von Lehrern, Schülern und Eltern gegenüberstelle, werde deutlich, in welchen Punkten die befragten Gruppen in ihren Beurteilungen übereinstimmen oder sich voneinander unterscheiden. Diese Ergebnisse würden zusammen mit 'sämtlichen messbaren Daten der Schule' (wie zum Beispiel Schülerzahl, Abbrecherquote oder Schulstandort) an ein Evaluationsteam geschickt, erläutert der Schulleiter. Somit gewinne dieses unabhängige Viererteam - drei Schulexperten und ein Vertreter der Eltern oder der Wirtschaft - einen ersten Eindruck, bevor es vom 3. bis zum 5. April das Gymnasium besucht. In diesen drei Tagen werden die Evaluatoren die Schulanlage vor Ort unter die Lupe nehmen, 16 Unterrichtsstunden verfolgen und mehrere Lehrer, Schüler sowie mehrere, am Schulleben beteiligte Personen interviewen. Abschließend stelle dann das Team der Schulleitung, den Schülersprechern und Elternvertretern einen Bericht zusammen, sagt Forster und merkt an: 'Mit dem Ziel, die Stärken und Schwächen der Schule heraus zu finden.' So könnten die Verantwortlichen bis zur nächsten Untersuchung, in knapp fünf bis sechs Jahren, 'die Stärken pflegen und die Schwächen beheben'. Die externe Evaluation - insgesamt dauert die Untersuchung einer Schule knapp ein halbes Jahr - 'soll kein öffentliches Ranking sein, sondern ist nur für die Schule selbst bestimmt', erklärt Reinhard Schmid, stellvertretender Leiter des Schulamts Kempten, Oberallgäu und Lindau, den Sinn des Schul-TÜVs. Noten würden dabei zwar verteilt, aber nur in Worten, nicht in Zahlen. Wann welche Schule 'evaluiert' werde, sei noch nicht genau festgelegt worden, sagt Schmid, verrät aber: 'Die Volksschulen im Oberallgäu wird es wohl vermehrt im Schuljahr 2007/2008 treffen.'