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Wenn Migräne Appetit auf Schokolade macht

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Wenn Migräne Appetit auf Schokolade macht

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    Hopfen am See (ha). - 'Der Mann ist gut!', kommentierte der Arzt Weert Grünefeld von der Fachklinik Enzensberg als Zuhörer den Vortrag von Dr. Volker Pfaffenrath im Haus Hopfensee. Der Münchner Neurologe eröffnete vor zirka 120 Teilnehmern den wissenschaftlichen Teil der Tagung 'Kopfschmerzen - endlich ein Ausweg ohne Kopfzerbrechen!?' Er gab den Ärzten im Saal wertvolle Hilfestellung für die Diagnose bei Erkrankungen wie der Migräne. Dr. Uwe Moorahrend, Ärztlicher Direktor der Fachklinik Enzensberg, hatte am Samstag in den zweitägigen Kongress der Schmerz-Spezialisten eingeführt. Kopfschmerzen kennt jeder. So schnell wie sie gekommen sind, lösen sie sich häufig in Luft auf. Doch es gibt den Kopfschmerz auch als chronische Erkrankung. Die Medizin unterteilt ihn in zwei Hauptkategorien. Migräne ist ein typischer Kopfschmerz so genannter vaskulärer Genese. Vaskulär heißt: die (Blut-) Gefäße betreffend. Als Genese bezeichnen Ärzte die Entstehung einer Krankheit. Zur zweiten Hauptkategorie gehört der Spannungskopfschmerz. Seine Ursachen liegen häufig im Nacken-Hinterhauptbereich. Erkältungen und Entzündungen können solche Schmerzen auslösen. Meist aber - darin sind sich die Fachleute einig - ist es großer Stress im Privat- und Berufsleben, der den Kopf stechen lässt oder durch dumpfen Druck belastet. Ein anderes bekanntes Symptom ist das Pochen. Vor allem Frauen klagen über ein schmerzhaftes Ziehen in der Stirn, das die Konzentration beeinträchtigt. Depressionen und Angst können Spannungskopfschmerz bedingen. Oft handelt es sich aber nur um zeitweilige Ermüdungserscheinungen oder eine ungünstige Nackenhaltung am Arbeitsplatz. Ein Martyrium für die Betroffenen löst der Clusterkopfschmerz aus. Die unerträglichen Attacken werden durch starke Arzneimittel gelindert. 'Solche Medikamente haben unangenehme Nebenwirkungen, müssen aber beim Clusterkopfschmerz verordnet werden', erklärte Grünefeld vom Interdisziplinären Schmerzzentrum der Fachklinik Enzensberg unserer Zeitung.

    Auch viele Kinder leiden Wie Dr. Pfaffenrath schilderte, leiden heute auch viele Kinder unter Kopfschmerzen. Ihr Körper reagiert auf diese Weise meist auf schulische und familiäre Probleme. 'Die Eltern glauben dann oft, dass die Kopfschmerzen mit dem zu schnellen Wachstum zu tun hätten - dies ist aus medizinischer Sicht allerdings nicht zu bestätigen.' Der Referent - ein niedergelassener Facharzt - gab den Zuhörern einen praxisnahen Einblick in seinen Erfahrungsschatz im langjährigen Umgang mit Schmerzpatienten. Dr. Pfaffenrath konnte ein weit verbreitetes Missverständnis korrigieren: 'Süßer Genuss löst keine Migräne aus. Es ist genau umgekehrt. Eine beginnende Migräne macht Lust auf Schokolade.' Besonders gefordert sind die Ärzte, wenn ein Patient über plötzlich auftretende Kopfschmerzen, Erbrechen und Sehstörungen klage. In solchen gefährlichen Fällen müsse eingehend untersucht werden, was die überfallartig auftretenden Schmerzen auslöse. Der Hausarzt ziehe Spezialisten zu Rate. Der modernen Medizin stehen technische Untersuchungsmethoden zur Verfügung, mit denen ein Tumor oder eine andere Ursache für die Schmerzattacken erkannt werden könne. Ärzte wie Psychologen betonten den hohen Stellenwert einer Prävention (siehe 'Nachgefragt'). Bewegung - so war im Haus Hopfensee immer wieder zu hören - sei besonders hilfreich, dem Kopfschmerz vorzubeugen. Gestern besuchten die Teilnehmer noch Workshops. In kleinen Gruppen befassten sich die Ärzte, Psychologen und Physiotherapeuten etwa mit Entspannungsverfahren. Durch die Techniken der Entspannung, die jeder erlernen kann, werden Schmerzen positiv beeinflusst. Nicht zuletzt dienen solche Übungen dazu, quälenden Kopfschmerz gar nicht erst aufkommen zu lassen.

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