Von Markus Raffler, Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand. Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr: Caspar, Melchior und Balthasar. III Durach Irgendwie steckt König Balthasar in der Klemme. Mit roten Backen, purpurnem Gewand und leuchtender Krone stapft er im Tross der kleinen Hoheiten seit Stunden ausdauernd von Haus zu Haus. 'Es ist toll, dass wir anderen Kindern helfen können', sagt der kleine Regent, der mit bürgerlichem Namen Andreas Guggemoos heißt. Andererseits: 'Heute habe ich Geburtstag. Und da hoffe ich natürlich, dass wir bald fertig sind', gesteht der Sternsinger. Denn daheim wollen Eltern und Geschwister mit ihm feiern - welcher Zwölfjährige lässt sich das schon gern entgehen? Also drücken auch Amtskollege Caspar (Florian Gast), der schwarz glänzende König Melchior (Matthias Gruber) und Sternträger Kevin Kagermeier solidarisch aufs Tempo. Der bitterkalte Januartag mit teils satten Minusgraden tut ein Übriges, damit der blaublütige Sammeltrupp Duracher Firmlinge zügig voran schreitet. Insgesamt sieben Sternsinger-Gruppen sind es, die im Bereich der Pfarrei Heilig Geist zwei Tage lang Gottes Segen in die Häuser bringen und um einen Beitrag für die Armen der Welt bitten. Das gesammelte Geld fließt - so wie in anderen Landgemeinden sowie Kemptener Stadtteilen, in denen kleine Könige unterwegs sind - an Kinder in Ruanda. In Durach stoßen die edlen Knirpse meist auf offene Türen. 'Es würde etwas fehlen, wenn es die Sternsinger nicht gäbe', lacht Rentnerin Anni Essel und füttert die Spendenkasse. 'Diese Tradition gehört zur Weihnachtszeit und zum christlichen Glauben', freuen sich auch Hildegard Sommer (74) und ihr Sohn Christian. Besonders beeindruckt ist die Seniorin vom freiwilligen Engagement der Kinder. Wie viele andere Duracher gibt auch sie den singenden Knirpsen eine süße Wegzehrung mit auf den Weg. 'Das wird später gerecht aufgeteilt', verrät Begleiterin Petra Mayr, die nach jedem Ständchen mit geweihter Kreide die Formel AD C+M+B 2004 über die Eingangstüre schreibt. Einen Abstecher von der kalten Straße in die warme Stube - das gibt's trotz zahlreicher Einladungen nicht. 'Dafür reicht die Zeit einfach nicht', bedauert Petra Mayr bibbernd. Schließlich wollen die Heiligen rund 100 Häuser pro Tag abklappern. Manchmal freilich steigt den Sternsingern neben der Kälte auch die Zornesröte ins Gesicht. Etwa, wenn Türen wortlos vor der Nase zugeknallt werden oder die Heiligen - Gipfel Allgäuer Garstigkeit - mit den Worten 'verpisst euch' verscheucht werden. 'Davon lassen wir uns aber nicht draus bringen', hält Sternträger Kevin Kagermeier dagegen - und freut sich eine Haustür weiter über ein dickes Kompliment: 'Sauber habt's a gsungen,' lobt ein Hausbesitzer - die Truppe strahlt.
Wandelnde Zwiebeln Bei genauem Hinschauen erinnern die Sternsinger übrigens an wandelnde Zwiebeln: Bis zu fünf Kleidungsschichten tragen sie auf dem Körper, um die Tour ohne Frostbeulen zu überstehen. Die Gewänder stammen aus dem Fundus der Pfarrei. Lediglich ihre Kronen haben die Firmlinge eigens für den zweitägigen Marsch gebastelt. Zwischen fünf und zehn Euro klingeln laut königlicher Schätzung im Schnitt pro Haustür in der Kasse. Dass dieses Geld komplett nach Afrika fließt, stört die fleißigen Knirpse nicht - im Gegenteil: 'Es gibt so viele Kinder, denen es viel schlechter geht als uns - da helfen wir gerne', finden die Majestäten im schillernden Umhang. Und außerdem: Nur für Gottes Lohn ist das Quartett eh nicht unterwegs. Wer sonst bekommt binnen ein paar Stunden tütenweise Süßes geschenkt?