Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Wenn Herr Onkel auf Besuch kam

Allgäu

Wenn Herr Onkel auf Besuch kam

    • |
    • |

    Von Karin Hehl, Waalhaupten - Er war groß gewachsen und soll eine Respekt einflößende Persönlichkeit gewesen sein - sich seines Ruhms, den er bereits zu Lebzeiten erworben hatte, durchaus bewusst. Das Andenken an den in Waalhaupten aufgewachsenen Dichter und Prälaten Dr. Peter Dörfler in dessen Heimatdorf ist noch immer sehr lebendig. Kein Wunder: Es leben noch immer rund 50 Frauen, Männer und Kinder, die zur Großfamilie Dörfler gehören, in dem kleinen Ort, dessen Umgebung Peter Dörfler einst als 'schwäbisches Himmelreich' bezeichnet hatte. Am 29. April jährt sich der Geburtstag des Waalhauptener Ehrenbürgers zum 125. Mal. Anlass genug, sich auf Spurensuche des berühmten Sohnes der Gemeinde zu begeben. Als steinernes Zeugnis seines Wirkens hängt im Vorraum zur Bergkirche St. Michael - nach Angaben alteingesessener Waalhauptener einer der Lieblingsplätze Dörflers - eine Gedenktafel. Die Gemeinde ließ sie anlässlich des 100. Geburtstages Dörflers im Jahr 1978 anbringen. Gleich neben dem Kirchlein erhebt sich auf dem Friedhof der mächtige, schmucke Grabstein des Elterngrabes von Maria und Matthias Dörfler.

    Keine Messe gehalten Auch ein Blick ins Innere der Kirche weckt die Erinnerung an den päpstlichen Prälaten: Denn es war Peter Dörfler, der Anfang des 20. Jahrhunderts durch einfaches Kratzen an den Wänden die alten, übertünchten, gotischen Fresken der Kirche wiederentdeckte und schließlich freilegen ließ, berichtet der langjährige Waalhauptener Kirchenpfleger Ludwig Grondinger. Als Pfarrer sei Dörfler in seinem Heimatdorf jedoch nie in Erscheinung getreten. 'Ich kann mich nicht erinnern, dass er hier einmal eine Messe gehalten hat', so Edeltraud Grondinger. Wohl aber habe die Dorfgemeinschaft sein Goldenes Priesterjubiläum zu feiern gewusst: Mit einem offenen Landauer kutschierte man im Sommer 1953 den Prälaten durch den Ort, die Blechmusik spielte auf, es gab einen Festgottesdienst und sogar ein Laienschauspiel wurde aufgeführt: 'Die Kinder der Eva', stellten die Bürger auf der Waldbühne bei der Bergkirche 'mit großem Engagement' (so die damalige 'Eva', Edeltraud Grondinger) dar. An das Priesterjubiläum erinnert auch eine Gedenktafel am Elternhaus Peter Dörflers. Dort wohnt heute sein Großneffe Max Dörfler mit seiner Familie. 'Immer wenn der ,Herr Onkel' auf Besuch kam, mussten wir Kinder die mittlere Kammer räumen und auswandern', erinnert sich Max Dörfler. Die 'mittlere Kammer' im ersten Stock des Bauernhofes besaß einen eigenen Wasseranschluss sowie einen Kamin, der den Raum beheizte.

    Eigene Köchin Auch ansonsten genoss der 'Herr Onkel' wie er von seinen Verwandten ehrfurchtsvoll genannt wurde, einige Vorrechte: 'Er hatte immer seine eigene Köchin dabei und bekam anderes Essen als wir. An seinem Tisch hatten wir Kinder nichts zu suchen', weiß Max Dörfler. Lange sei der Onkel allerdings nie in Waalhaupten geblieben. Sobald er seine Verwandten besucht hatte, zog es ihn wieder nach München. 'In der damaligen schlechten Zeit nahm er immer einige Lebensmittel vom Land mit in die Stadt', so Ludwig Grondinger. Gebrauchen konnte er sie gut, leitete er doch das St. Marien Ludwig-Ferdinand-Kinderheim in der Landeshauptstadt von 1915 bis zu seinem Tod am 10. November 1955. Auf dem Münchener Friedhof an der Winthirstraße im Stadtteil Neuhausen fand Peter Dörfler auch seine letzte Ruhestätte - und das obwohl der damalige Waalhaupter Lehrer bereits das Requiem für den Ehrenbürger vom Kirchenchor einstudieren ließ. Dem Heimatdichter könnte neben einer Straße in Waalhaupten demnächst noch ein weiteres 'Denkmal' gesetzt werden: Im Waaler Gemeinderat wurden Überlegungen laut, die Grundschule nach Peter Dörfler zu benennen. Entschieden ist bislang noch nichts; doch dem Vernehmen nach stehen die Chancen dafür nicht schlecht. Weitere Informationen zu Peter Dörfler siehe 'Kultur am Ort'.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden