Kempten (pa). - Um mit seinen Nachbarn in Streit zu geraten, bedarf es nicht unbedingt des legendären Knallerbsenstrauchs oder Maschendrahtzauns. Ein stinknormaler Komposter, wie er zur Grundausstattung zahlloser Gärten gehört, tut es genau so. Die Beschwerden darüber, die beim Ordnungsamt oder beim Abfallzweckverband landen, sind längst Legion. Jetzt ist das Reizthema auch bei der Politik angekommen. So sei bei einer Bürgersprechstunde der CSU, berichtet Peter Wagenbrenner, Vorsitzender des Ortsverbandes Kempten-Süd, massiv darüber geklagt worden, dass Füchse und anderes Getier auf der Suche nach Nahrung immer häufiger in Komposthaufen herumwühlten. Das vergifte vor allem dann die nachbarlichen Beziehungen, wenn dabei Knochen, Eierschalen, Kaffeefilter oder Gemüseabfälle über die Grundstücksgrenze fliegen. Deshalb solle der Abfallzweckverband (ZAK), so Wagenbrenner, die Bevölkerung aufklären, wie solches zu verhindern sei. Für Christian Oberhaus, als ZAK-Geschäftsleiter und Kreisjagdberater mit dem leidigen Thema in zweierlei Hinsicht bestens vertraut, ist die Antwort eigentlich ganz einfach: Fleisch, Knochen und gekochte Speisereste haben auf dem Kompost nichts verloren. Denn danach vor allem suchen Füchse und auch Marder. Diese Tiere, so Oberhaus, seien als 'Kulturfolger' schon immer in der Nähe menschlicher Behausungen zu finden gewesen. Dass vor allem die Füchse immer mehr 'verstädtern', hänge neben ihrer starken Vermehrung durch das Verschwinden der Tollwut natürlich auch damit zusammen, dass ihnen die Menschen so viele schmackhafte Brocken servieren. Meist aus Unwissenheit, gelegentlich aber auch mit voller Absicht. Eine, so Oberhaus, vor allem wegen des Fuchsbandwurms, der auch den Menschen befallen kann, höchst gefährliche Art von Tierliebe.
Am besten in die Biotonne Wohin nun aber mit Knochen, Fleisch- und Essensresten? Am besten, so Oberhaus, in die Biotonne. Oder, wenn man keine hat, ausnahmsweise auch mal in die Restmülltonne: 'Man schmeißt ja schließlich nicht jeden Tag Koteletts oder Schinkennudeln weg.' Übrigens hat der ZAK selber inzwischen einen Gedankenschwenk vollzogen und rät heute im Zweifelsfall zur Biotonne und von der Eigenkompostierung eher ab. Vor 15 Jahren hatte der Zweckverband dagegen noch die Anschaffung von Kompostern finanziell kräftig unterstützt. Doch dann, so Oberhaus, habe sich zunehmend herausgestellt, welch beträchtliches Streitpotenzial vor allem auf kleinen städtischen Grundstücken darin steckt. Meistens nämlich, so Oberhaus, 'stellen die Leute den Komposter im hintersten Winkel ihres Grundstücks auf. Und der liegt oft genug direkt neben Nachbars Lieblingsplätzchen, wo der gern seine Liege aufstellt.' Verständlich, dass es ihm dann mächtig stinkt, wenn er von Fäulnisgeruch umwabert und von Fliegenschwärmen umflirrt wird. Was aber zu verhindern ist, wenn man ein paar Kompostier-Grundregeln beachtet. Erstens nämlich kommt es dabei auf die Mischung an: Dazu gehören alle rohen Gemüse- und Obstabfälle ebenso wie Kaffeesatz (lieben die Würmer besonders), Eierschalen (zerdrücken), aber auch verwelkte Blumen, Laub und (in Maßen) Rasenschnitt. Wichtig ist, dass man grobes Strukturmaterial (zerkleinerte Blumenstängel oder Heckenschnitt) beifügt. Und dass man den Kompost gelegentlich durchmischt, damit er nicht fault und stinkt. Offene Komposter sind auch in der Stadt weit verbreitet, führen oft aber auch zu Nachbarstreitigkeiten Foto: Jörg Schollenbruch Mit geschlossenen Kompostbehältern ist zumindest das Geruchsproblem leichter in den Griff zu bekommen. Foto: Matthias Becker