Elfriede Appelt bestimmt als geprüfte Beraterin Pilze. Von Bernhard Lepple Oberbeuren Ob sie alle Pilzsorten kennt? Da lacht Elfriede Appelt. 'Es gibt in Mitteleuropa drei- bis fünftausend Großpilze.' Ungefähr 280 davon, schätzt sie, kennt sie inzwischen. 'Oder ich kann zumindest die Familie bestimmen.' Seit 1982, als sie die entsprechende Prüfung ablegte, darf sie sich 'Pilzberaterin' nennen. Und seitdem hilft sie auch jenen weiter, die Pilze nicht kennen, die sie gefunden haben.
Nun ist es freilich nicht so, dass man im Wald fröhlich einen Korb voller Pilze sammeln kann, damit zu Elfriede Appelt nach Oberbeuren marschiert und die dann diejenigen aussortiert, die man nicht essen kann. Denn: 'Die Leute sollen schließlich etwas lernen.' Beim nächsten Mal, wenn sie in die Pilze gehen, sollen sie selbst erkennen, was für einen Pilz sie da abschneiden. Das oberste Gebot beim Pilzesammeln heißt für Elfriede Appelt: 'Wenn ich einen Pilz nicht kenne, dann lass\' ich den stehen.' Es reiche völlig aus, sich etwa drei Arten zu merken und nur diese zu sammeln.
Welche Pilze kommen in der Kaufbeurer Umgebung überhaupt vor? 'Steinpilze natürlich, hauptsächlich aber der Maronenröhrling, der oft mit dem Steinpilz verwechselt wird sowie verschiedene Rotkappen.' Auch Pfifferlinge seien immer wieder zu finden, wenn natürlich auch nicht im Hochwald.
Die Beratung bei Elfriede Appelt ist kostenfrei, sie macht das rein ehrenamtlich. Im Hauptberuf als Buchhalterin tätig, kam sie durch ihren Mann in engeren Kontakt zu den Pilzen. So richtig zur Leidenschaft wurden die Gewächse erst durch ihren Schwiegervater, 'der war regelrecht pilzsüchtig.' Mit der Zeit wurde die 53-Jährige zur Expertin: Sie holte sich immer mehr Pilzbücher, fand darin irgendwann die Adresse einer Pilzlehrschau, machte Kurse und legte schließlich eine Prüfung ab. Seit 18 Jahren darf sie sich jetzt 'Pilzberaterin' nennen, nachgewiesen durch eine Urkunde der 'Deutschen Gesellschaft für Mykologie'. In dieser Funktion wirkte sie auch am Pilzatlas mit, der deutschlandweit ausweist, wo welche Pilze häufig vorkommen.
Doch nicht nur mit deutschen Pilzen hat sie sich beschäftigt, auch in Urlauben wird fleißig gesammelt. Einmal bekam sie zur Begutachtung und Bestimmung sogar einen Pilz aus Portugal zugeschickt. 'Das war eine Bovistart, die bei uns überhaupt nicht vorkommt.' Solch eine Bestimmung freut die Kaufbeurerin: 'Die Herausforderung ist natürlich größer.' Hierzulande muss sie meist die Unterschiede zwischen Pilzen erklären, die sich ähneln. Zum Beispiel zwischen Maronenröhrling und Steinpilz. Oder sie muss sagen, warum denn die letzten Steinpilze so furchtbar bitter geschmeckt haben. 'Das waren dann Gallenröhrlinge.' Auch sie sind dem Steinpilz ähnlich, haben aber statt eines weißen ein olivgrünes Netz am Stil. Und im Alter werden die Röhren des Gallenröhrlings rosa, die des Steinpilzes dagegen grün.
'Alte Pilze stehen lassen'
Angefressene Pilze im Vertrauen darauf zu sammeln, dass sie den Tieren anscheinend nicht schaden, also auch für Menschen genießbar seien diese Rechnung geht laut Elfriede Appelt nicht auf: Manche Tierarten vertrügen problemlos Giftpilze, die Menschen Schaden zufügen.
Überhaupt sei es nicht ratsam, alte Pilze zu sammeln. Zum einen würden die oft ledrig. 'Und man kann sich jederzeit auch mit einem alten Steinpilz eine Lebensmittelvergiftung holen', weiß die Pilzberaterin. Grund: Schwammerl haben einen hohen Eiweißgehalt, werden sie alt, vergammeln sie deshalb regelrecht. Von daher hält sie auch nichts davon, vor allem nur große Exemplare abzuschneiden. 'Für viele ist ein großer Pilz der absolute Knall', weiß sie. Sinnvoller sei aber, die großen und damit meist alten Pilze stehen zu lassen.
Wie sieht die aktuelle Schwammerlsaison aus? 'Bis vor drei Wochen sind die Pilze gewachsen wie wild', hat Elfriede Appelt festgestellt fast schon untypisch für den Sommer. Inzwischen, nach den heißen und trockenen Tagen, herrsche aber fast Flaute im Wald. 'Aber wenn\'s nicht gerade furchtbar kalt wird, dann wachsen sie schon wieder', ist sie zuversichtlich. Bei der Frage nach ihrem speziellen Favoriten lacht Elfriede Appelt: 'Ich sammle meine Pilze meist schon dann, wenn sonst noch niemand in den Wald geht.' Morcheln sind es, die sie bereits im Frühjahr oft körbeweise findet manchmal fast noch unterm Schnee verborgen.