Wenn im Herbst ein dröhnendes Röhren durch die Wälder hallt, müssen Autofahrer besonders aufpassen: Das Rotwild ist wieder in der Brunft und auf so mancher Ostallgäuer Straße unterwegs. "Bis Ende der ersten Oktoberwoche sind vor allem die männlichen Hirsche kopflos", weiß Hermann Koch. Dem Vorsitzenden des Kreisjagdverbands Füssen zufolge haben sich die Rudelverbände aufgelöst - die Hirsche konkurrieren nun um die Gunst der Weibchen.
Diese Liebestollerei bringt für Autofahrer aber Gefahren mit sich. Sie müssen besonders in der Morgen- und Abenddämmerung Acht geben - in der Zeit sei das Wild bevorzugt unterwegs, sagt Koch. Aber: Während der Brunft sei zu jeder Tageszeit mit einem Wildwechsel zu rechnen. Obacht geben solle man daher besonders auf Straßen, die nahe am Berg liegen.
Gefährliche Straßen sind laut den Worten Kochs unter anderem die B17 zwischen Schwangau und Halblech über Trauchgau bis nach Steingaden, die B309 und die B310 zwischen Nesselwang und Füssen, sowie die Achtalstraße zwischen Pfronten und Grän im Tannheimer Tal. Bedenkliche Stellen seien zwar mit einem Warnschild gekennzeichnet. "Das heißt aber nicht, dass das Wild wo anders nicht über die Straße springen kann."
"Im Ostallgäu haben wir einen relativ hohen Wildbestand", weiß Klaus Wobst, Verkehrssicherheits-Beauftragter bei der Polizei Marktoberdorf. Während es im ersten Halbjahr 2009 noch 341 Wildunfälle im Ostallgäu gab, waren es im gleichen Zeitraum 2010 bereits 373 - "ein Anstieg um mehr als neun Prozent". Generell gebe es im Landkreis im Schnitt mehr als doppelt so viele Wildunfälle als im Oberallgäu. Zudem sei im Ostallgäu jeder vierte Unfall ein Wildunfall.
Langsam und aufmerksam fahren
Springt einem ein liebestoller Hirsch vors Auto, kann das schlimme Folgen haben: "Ein ausgewachsenes Tier bringt bis zu 170 Kilo auf die Waage. Wer mit dem Wagen zu schnell unterwegs ist und mit dem Wild zusammenprallt, für den kann das lebensgefährlich werden", warnt Koch. Darum empfiehlt der Vorsitzende des Kreisjagdverbands: Langsam und aufmerksam fahren und stets bremsbereit sein.
Und was tut man eigentlich, um das Wild von den Straßen fernzuhalten? "Am Straßenrand werden für die Tiere unangenehme Duftstoffe versprüht", erläutert Koch. Zudem würden blaue Warnreflektoren an Straßenleitpfosten sie abschrecken. Und: An Bäumen würden CDs aufgehängt, die im Scheinwerferlicht der Autos aufblitzen und so das Wild erschrecken sollen.