Von Eva Büchele |Buchloe/UmgebungIn der Dämmerung hört man die lauten Schellen nahen, es rumpelt am Fensterladen. Die Stimmung an Nikolaus bleibt in Erinnerung - auch den Buchloer Schulleiterinnen, Pfarrern und dem Bürgermeister.
Tränenreicher Besuch
Hermine Hölzle, Rektorin der Meinrad-Spieß-Grundschule, kommen die Tränen, wenn sie an ihre erste Begegnung mit dem Nikolaus denkt - heute allerdings vor Lachen: Eine junge Nachbarin sollte ins Kostüm schlüpfen, um der damals etwa vier Jahre alten Hermine aus dem Goldenen Buch vorzulesen. Doch das kleine Mädchen erschrak vor dem Nikolaus derart, dass ausbrach. Die junge Nachbarin im Klausenkostüm hatte daraufhin solches Mitleid, dass ihr ebenfalls die Tränen kamen. "Erst Jahre später habe ich erfahren, dass das nicht der echte Nikolaus war, der da in unserem Wohnzimmer geweint hat", erzählt die Schulleiterin.
Rute und Socken
Bürgermeister Josef Schweinberger war als Bub schon Wochen bevor der Nikolaus erschien ganz brav. Das war durchaus empfehlenswert - schließlich kam zu ihm nur Knecht Ruprecht. Und der meist in drei- oder gar vierfacher Ausführung. "Die haben natürlich laut mit den Schellen geläutet und mit den Ruten an die Fensterläden gepoltert", berichtet der Bürgermeister. Meist brachten sie Nüsse und Orangen mit - und ein Paar Stricksocken. Heute gibt es am Nikolaustag die ersten, von Frau Schweinberger gebackenen, Lebkuchen. Der Nikolaus kommt nicht mehr: "Schließlich bin ich ja brav", meint der Bürgermeister.

"Ich habe verstanden, dass ich mein Kind opfern muss für Gott"
Prozess vor Landgericht Ulm: Das sagt der Vater zum Mord an seiner siebenjährigen Tochter
Kein strafender Nikolaus
Auch beim Waaler Pfarrer Christoph Rieder schaute früher der Nikolaus vorbei, aber ohne Krampus. "Natürlich hat er das Gute und Böse befragt. Aber unser St. Nikolaus war nie bestrafend", erzählt Rieder. Mitgebracht hat der Heilige Süßes und Mandarinen - "Das war damals nichts Selbstverständliches", erinnert sich der Pfarrer. Die sechs Kinder sagten dann auch Gedichte auf.
Der Beweis
Ein Ständchen auf der Flöte bekam der Nikolaus früher von Gabriele Schlund zu hören. Und: Er musste den Wunschzettel mitnehmen und dem Christkind überbringen. "Nikolaus war ein besonders Fest, an dem die ganze Familie zusammen kam", erzählt die Rektorin der Comenius-Grundschule. Eine lustige Anekdote von ihrer Tochter hat sie noch auf Lager. Die habe im Kindergarten erfahren, dass es den Nikolaus überhaupt nicht gebe.
Doch schon bald konnte das Mädchen allen Zweiflern das Gegenteil beweisen: "Wenn der Nikolaus weiß, dass ich - ohne die Mama zu fragen - beim Bierfahrer auf dem Laster mitgefahren bin, dann MUSS es ihn geben", stellte Schlunds Tochter den Heiligen auf die Prüfung. Und prompt rügte der Nikolaus das riskante Verhalten des Mädchens. Der Beweis war erbracht.
Nervenkitzel
In Kleinaitingen, wo Stadtpfarrer Reinhold Lappat aufwuchs, gab es ein richtiges Klausentreiben - der "Nervenkitzel" am Nikolaustag. "Wir haben die wilden Kerle gerne geärgert und sind dann abgehauen", erzählt Lappat. Aber Angst vor dem Nikolaus - "Nein, das hatte ich nie." Denn kam der Nikolaus ins Haus, erzählte er die Geschichte vom Heiligen von Myra. "Er hat die frohe Botschaft überbracht und nicht aufgezählt, was wir alles falsch gemacht haben", erzählt Lappat.
Den Heiligen als Erziehungsmittel zu "missbrauchen", davon hält Lappat nichts. Für ihn war St. Nikolaus stets ein gütiger Mann.