verrückt spielt Allergien Thema beim AZ-Gesundheitsforum Von Markus Bär Kempten Viele Menschen im Allgäu haben mit Allergien zu kämpfen. Mal tränen die Augen im Frühjahr wegen des Pollenfluges, dann wiederum sorgen Hausstaubmilben für Atemprobleme. Beim AZ-Gesundheitsforum standen der Kemptener Hautarzt Dr. Stefan Uhlich und der Lungenfacharzt Dr. Hans-Werner Heinl, Chefarzt an der Allgäu-Klinik in Oberjoch, den Festwochenbesuchern Frage und Antwort.
Wie entsteht überhaupt eine Allergie?
Uhlich: Bei einer Allergie bildet das Immunsystem des Körpers Antikörper gegen Stoffe, sogenannte Allergene, gegen die er sich eigentlich nicht wehren muss. Bekannteste Allergene sind beispielsweise Pollen, Katzenhaare, Exkremente von Hausstaubmilben oder auch Latex. Die meisten Allergene sind rein natürliche Stoffe. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Allergien immer öfter auftreten, aber es ist noch nicht genau geklärt, warum das so ist. Es könnte damit zusammenhängen, dass es bei uns inzwischen zu hygienisch zugeht und das Immunsystem im Laufe der Kindheit nicht mehr ausreichend trainiert wird. Genau bewiesen ist das allerdings noch nicht.
Meine Tochter reagiert allergisch, wie kann ich ihr Immunsystem stärken?
Heinl: Das Immunsystem darf nicht mehr gestärkt werden, da es beim Allergiker nicht etwa zu schwach, sondern zu stark ausgeprägt ist.
Gibt es neue Formen der Hyposensibilisierung?
Uhlich: Bei der Hyposensibilisierung werden zunächst wöchentlich ganz kleine Mengen des Allergens gespritzt. Die Dosis wird im Laufe von Jahren größer, um den Körper an diesen Stoff zu gewöhnen. Dadurch kann man manche Allergien behandeln. Neu ist die sublinguale Darreichung, das heißt, das Mittel wird nicht gespritzt, sondern unter die Zunge gelegt und dann vom Körper aufgenommen.
Wir haben milbendichte Bettbezüge. Wie oft müssen die gewaschen werden?
Heinl: Diese Bezüge sind als 'Zwischenbezüge' vorgesehen. Das darüber liegende normale Betttuch sollte aber jede Woche gewechselt werden. Sinnvoll gegen Hausstaubmilben ist auch glatter Boden, der täglich gewischt werden muss, sowie kühle und trockene Luft. Denn die Hausstaubmilbe braucht nicht nur die Hautschuppen des Menschen als Nahrung, sondern auch Wärme und Feuchtigkeit zum Überleben.
Wie sieht es mit Zimmerpflanzen aus?
Uhlich: Insbesondere der beliebte Ficus beniamini gilt als allergieauslösend und auf Blumentopfböden wächst gern der Aspergillus, ein Allergien auslösender Schimmel.
Gibt es überhaupt ein wirksames Mittel gegen Allergien?
Heinl: Vermeidung der Allergene und Medikamente wie die sogenannten Antihistaminika lindern zwar Allergien. Das 'Verrücktspielen' des Immunsystems mit seiner sozusagen fehlgeleiteten Funktion kann man aber bislang nicht wieder in Ordnung bringen.
Bei unserer Tochter hilft bei ihrem Asthma manchmal nur noch die Gabe von Cortison. Es gibt Ärzte, die vor diesem Mittel warnen. Wer hat nun recht?
Heinl: Cortison, das inhaliert wird, ist Bestandteil jeder Asthmatherapie. Der schlechte Ruf dieses Medikamentes ist meiner Ansicht nach nicht zu begründen. Bei manchen Patienten hilft zudem einfach nur noch Cortison. Man kann nicht generell sagen, dass man dieses Mittel nicht nehmen darf. Dr. Hans-Werner Heinl (re.), Dr. Stefan Uhlich