Was macht einen schönen Film, eine tolle Dokumentation oder einen guten Video-Clip aus? Schöne Bilder: klar. Eine packende Geschichte: auch. Ein wichtiger Aspekt, den wir Zuschauer aber oft übersehen, oder besser überhören, ist aber die musikalische Untermalung des Films. Hier, sagt Sebastian Kern, entsteht das Feeling für die Zuschauer.
Bei Sebastian Kern dreht sich in den letzten Tagen viel um Wildschweine. Sie rennen als Filmsequenz über seinen Bilschirm, suhlen sich im Dreck, spielen miteinander und fangen wieder an zu rennen. Passt hier eine Schlagzeugsequenz? Langsam? Schneller? Oder doch besser die Violine? Sebastian Kern sieht die Wildschwein-Clips in Dauerschleife - viele Stunden am Tag, mehrere Tage in der Woche. Er unterlegt die Bilder mit verschiedenen Rhythmen, unterschiedlichen Klängen und kontrolliert das Ergebnis wieder und wieder.
Ob es ihn manchmal nervt? "Ganz ehrlich: Irgendwann gehen einem auch die schönsten Bilder auf den Keks." Und trotzdem lebt der 33-Jährige seinen Traumberuf. Er komponiert für Filme und unterlegt Dokumentationen, zum Beispiel die des Bayerischen Rundfunks über Wildschweine und andere Waldbewohner, mit Musik.
Heute Wildschwein, morgen Galileo
Angefangen hat seine Leidenschaft für die Filmmusik bereits als Kind. Sebastian Kern hatte gerade den Film "Der mit dem Wolf tanzt" gesehen und war von der Musik vom Komponisten John Barry völlig beeindruckt. "Da war für mich klar: Ich will Filmmusik machen". Zu einem frühen Zeitpunkt also traf Sebastian Kern eine Entscheidung fürs Leben. Es folgten unzählige Unterrichtsstunden an verschiedenen Instrumenten (hauptsächlich Schlagwerk), mehrere Abschlüsse in musikalischen Studiengängen und schließlich auch das Zusatzstudium zum Filmkomponisten.
Heute, 20 Jahre nach Kerns Initialzündung mit Kevin Costners Western-Epos, hat er seinen Kindheitstraum erfüllt. Er ist Filmmusiker und hat schon für viele Produktionen gearbeitet, Beiträge des Pro7-Wissensmagazins Galileo vertont und die Musik für Kurzfilme und Hörbücher geschrieben und arrangiert. Auf seiner Homepage hat er dazu eine Übersicht angelegt.
So ganz nacheifern kann er seinen Lieblings-Stücken, den großen orchestralen Hollywood-Soundtracks wie in "Inception" (Hans Zimmer) oder "Star Wars" (John Williams), damit aber noch nicht: "Vieles, was wir in Deutschland als Filmmusik wahrnehmen, kommt aus dem PC. Wurde also nie mit echten Instrumenten eingespielt", sagt der Musiker. Allerdings seien diese Computer-Files mittlerweile so gut, dass das kaum einem Zuschauer auffallen dürfte. "Nur noch größere Produktionen investieren genug Geld für 'echte' Musik."
Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum der 33-jährige Musiker noch nicht auschließlich von der Filmmusik leben kann. Neben seiner Arbeit als Komponist gibt er Unterricht und spielt bei Konzerten.
Sein "Steckenpferd" ist und bleibt aber das Komponieren für Filme. Bis er Hollywood-Großproduktionen vom Kaliber eines "Der mit dem Wolf tanzt" oder "Inception" vertonen darf, wird es aber noch ein wenig dauern, meint er mit einem Augenzwinkern. "In diesem Geschäft zählt nicht nur das Talent oder die Arbeit." Ganz oft seien es erst gute Kontakte, die das Mitwirken an großen Produktionen möglich machen. Und Kontakte sammelt Sebastian Kern fleißig - sozusagen auch über die Wildschweine des Bayerischen Rundfunks.