Wer Fleisch essen will, muss das Töten von Tieren akzeptieren. Die Frage ist nur, wie sie sterben - wie viel Stress und Angst sie durch Transport und Aufenthalt im Schlachthof ertragen müssen. Ernst-Hermann Maier aus Balingen (Baden-Württemberg) will ihnen das ersparen und entwickelte eine mobile Schlachtbox , die er auch im Allgäu vorgestellt hat. Mit ihr werden Tiere auf der Weide getötet - schnell und angstfrei.
"Das kommt sehr gut an. Es gibt im ganzen Allgäu Bauern, die sich dafür interessieren", sagt Herbert Siegel, Regionalsprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) Allgäu und Vorstandsmitglied des Schlachtvereins Weitnau-Missen-Buchenberg. Mit anderen Mitgliedern dieses Vereins will der Biobauer aus Missen (Oberallgäu) eine Schlachtbox (Kosten 15000 Euro) anschaffen und verleihen. Das sei sicher noch eine Nischenlösung und solle keine Konkurrenz für Metzger sein oder deren Arbeit gar schlecht machen, betont Siegel. Er kann sich aber vorstellen, dass sich daraus mehr entwickelt - zumal es Fleischer gebe, die es schätzen, wenn der fertige Schlachtkörper in der Box angeliefert wird.
Karl Koller, Obermeister der Fleischerinnung Allgäu, denkt anders: "Ich glaube, dass die Schlachtbox für Metzger uninteressant ist." Immerhin hätten viele erst kürzlich aufgrund der neuen EU-Hygieneverordnung viel Geld in ihre Betriebe investiert und wollten jetzt kein "Wiesen-Schlachthaus". Kollers Bedenken, was mit den Schlachtabfällen draußen passiert, zerstreut Siegel: "Die Box ist so konstruiert, dass sie alles auffängt. Sie entspricht der EU-Hygieneverordnung."
Einig sind sich beide, wenn es um die Vorteile schnellen Schlachtens geht: "Das ist im Interesse von Tier und Metzger. Wartezeit kostet Geld. Außerdem ist die Fleischqualität besser", sagt Koller und erklärt kurz: Haben Tiere Stress, wirkt sich das wie ein Muskelkater aus. Diesen bekämpft der Körper mit Zucker. In der Folge sinkt der Glykogenspiegel im Fleisch. Es wird zäh.
Unter anderem um Stress zu vermeiden, liefern Landwirte ihre Tiere laut Koller mittlerweile oft selber zu einem mit dem Metzger vereinbarten Termin an. "Das Tier wird ausgeladen und binnen fünf Minuten ist alles vorbei", so der Fleischer. Für Siegel genügt das jedoch nicht: "Am besten ist es, wenn das Tier bis zuletzt gar nichts mitbekommt", sagt er und dazu gehöre bereits das Verladen.
Was die Anfahrt mit der Schlachtbox angeht, sieht Koller im oft steilen Allgäuer Bergland Probleme. Siegel dagegen spricht von Potenzial für die Alpwirtschaft: Wenn ein Tier bisher in den Bergen verunglückte und nicht mehr transportfähig war, wurde es erschossen und teils per Hubschrauber ausgeflogen. Fleisch eines tot angelieferten Tieres darf ein Metzger aber laut Gesetz nicht mehr verwenden.
Die Box dagegen könne in unzugängliches Gebiet geflogen und das Tier vor Ort geschlachtet werden. Damit sei das Fleisch nicht verloren.