Von Sabine Beck, Kempten/Oberallgäu - Richtig sauer sind viele Bürger in Stadt und Land. Grund ihres Ärgers: Die jüngste Aktion der Post. Seit Montag werden in Stadt und Landkreis Briefkästen ab- und umgebaut. Das können viele nicht nachvollziehen. Denn die Postverantwortlichen geben weder preis, wie viele Briefkästen entfernt werden. Noch erklären sie, wo gelbe Postkästen jetzt zu finden seien. Dem Rotstift zum Opfer fallen sollen nach Darstellung der Post die 'unrentablen' Briefkästen. Doch wie viele das sein werden und wo die restlichen Postkästen hängen - das bleibt offenbar ein Geheimnis. Bekannt ist lediglich, dass im Stadtgebiet 40 Briefkästen bestehen bleiben sollen. Denn 'würden wir kundtun, wie viele Briefkästen entfernt werden, würde ein verzerrtes Bild entstehen', erklärt Postsprecher Dieter Nawrath.
Auf die Entfernung kommt es an Schließlich komme es darauf an, wie weit man zum nächsten Postkasten habe und nicht, wie viele es gebe. Laut Nawrath musste ein Briefeschreiber in der Stadt vor der Spar-Aktion durchschnittlich 345 Meter zum Briefkasten zurücklegen, jetzt seien es 390 Meter: 'Das ist zwar weiter, aber nur in geringem Umfang.' Eine Rechnung, die Dr. Richard Schießl, Leiter des Amts für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung bei der Stadt Kempten, 'sehr interessant' findet. Nach seinen Informationen habe es vor der Sparaktion 74 Briefkästen in der Stadt gegeben. Schießl: 'Da bin ich gespannt, wie sie es mit den kurzen Wegen hinbringen möchten, wenn sie fast 50 Prozent der Briefkästen abhängen.' Ärgerlich sei, dass die Stadt von der Briefkasten-Aktion nichts wusste. Es sei ja schön, so der städtische Wirtschaftsreferent, wenn auch die Post wirtschaftlich denke. Doch man hätte vorher die Stadt wenigstens informieren können. Das habe die Post auch getan, erklärt Dieter Nawrath zu dem Vorwurf mangelnder Vorinformation. Verärgert ist man unter anderem aber auch in Altusried und Wiggensbach. Entgegen der Information der Post, Briefkästen an Altenheimen und Krankenhäusern zu verschonen, habe man dort auch die Postkästen an den Seniorenheimen bereits entfernt. 'Das ärgert mich besonders', schimpft Altusrieds Bürgermeister Heribert Kammel. Ohne vorherige Information (so auch Kammel zum Ablauf der Aktion) habe man zwei Briefkästen einfach abgebaut. 'An einem Briefkasten hängt zwar nicht Wohl und Wehe der Gemeinde', findet Kammel, 'aber es gehört sich, dass man gerade den alten Leuten die Möglichkeit gibt, ihre Briefe einzuwerfen.' Nawrath dazu: Die Aussage, die Kästen an Altenheimen und Krankenhäusern zu lassen, gelte nicht für alle. Gerade der Postkasten in Altusried sei besonders wenig genutzt worden und der nächste nicht weit entfernt. Das Argument 'nicht weit entfernt' sieht Peter Grell aus Wiggensbach ganz anders. Genau 1,2 Kilometer liegen seiner Berechnung nach zwischen einem Mehrfamilien-Wohngebiet am nördlichen Ortsrand von Wiggensbach und dem nächsten Briefkasten. Und keiner sollte mehr als einen Kilometer laufen müssen, habe doch die Post vollmundig verkündet. Dass dann im Ort auch noch der Postkasten vorm Altenwohnheim abgebaut wurde, kann der Wiggensbacher nicht verstehen. Peter Wagenbrenner aus Kempten auch nicht. Weltweit, so der Kemptener Stadtrat, kaufe die Post Speditionen, Logistik- und Transportunternehmen - 'und im eigenen Land hängen sie die Briefkästen ab'. Wo einst ein Briefkasten hing, klebt jetzt ein Zettel. So informiert die Post über den nächsten Postkasten-Standort. Foto: Ralf Lienert