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Wem die Fee erscheint

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Wem die Fee erscheint

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    Von Stefan Nowicki Immenstadt Der Verein Kulturförderung in Immenstadt für Kleinkunst, Cabaret, Konzert, kurz: Klick überraschte schon mit der einen oder anderen außergewöhnlichen Veranstaltung. Aber Die Stunde, in der ich alles von mir wusste ist nun wirklich ein Titel, unter dem man sich alles Mögliche vorstellen konnte. Allen, die neugierig genug waren, stand Susanne Weinhöppel auf der Bühne im Immenstädter Pfarrheim St. Nikolaus nur zu gerne Rede und Antwort. Manchmal ist es wie verhext, da erscheint dir eine Fee und du glaubst deinen sehnlichsten Wunsch nun erfüllt, aber statt der erhofften Erfüllung stellt sie dir einen Sportwagen vor die Tür, den du nun wirklich nicht brauchen kannst. Der Konflikt ist vorprogrammiert und sein Ergebnis erschütternd. Um nicht der Feenrache anheim zu fallen, ist Susanne Weinhöppel gezwungen, die Menschheit über die Bedeutung der Blauen Stunde aufzuklären, was sie zusammen mit Thomas Wollenweber, ihrer Harfe und seinem Cello versucht.

    Der Zeitraum, da die Sonne untergegangen, die Nacht aber noch nicht vollends hereingebrochen ist das, was wir allgemein als Dämmerung bezeichnen beinhaltet die Blaue Stunde. In ihr sind wir besonders anfällig für Reflexionen und Erkenntnisse. In der Stille lassen wir den Tag vorüberziehen und fragen uns anschließend, wie gehen wir damit um. Mit Chansons von Jacques Brel, Bob Dylan, Fenner und Degenhardt, von Thomas Wollenweber gekonnt für Cello und Harfe arrangiert, gibt Susanne Weinhöppel keine Patentrezepte preis, vermittelt aber in unnachahmlicher Art und Weise Stimmungen und Lebensgefühle. Zwischen den Liedern inszenieren die beiden Künstler gekonnt ihre Beziehung, schmollen, streiten, diskutieren und nehmen immer wieder aufs Neue mit wunderbar tiefem hintersinnigen Humor die eigenen Schwächen, aber auch Abgründe der Menschheit aufs Korn. Die Chansons sind der Niederschlag solcher sich zusammenziehender, dunkler Gedankenwolken, die sich nicht nur in wahren Wortgewittern entladen, sondern vor allem von Susanne Weinhöppel herrlich expressiv, auch in gepflegtem bayerischen Dialekt gesungen werden. Die Harfe entpuppt sich dabei durchaus als Allroundtalent der Begleitung, das sich nicht hinter den melancholischen, tragenden Klängen des von Thomas Wollenweber gespielten Cellos verstecken muss. Die durch und durch gelungene Kombination von Inszenierung (Regie: Andreas Hänsel), gesprochenem Text und Chansons, vermag zu fesseln, stimmt nachdenklich, ist aber ganz besonders erheiternd und amüsant.

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