Kempten | kep | ?Ein Kartenspiel und vier Kächele, bitte?. Diese ?Bestellung? der wichtigsten Utensilien für eine unterhaltsame Schafkopfrunde wird in bayerischen Gaststätten immer seltener gerne entgegengenommen. Zu viel Lärm, sagen Kritiker. Haben auch Kartler in Kempten zukünftig schlechte Karten, um ihrer Leidenschaft öffentlich zu frönen?
?Wenn man wie ich leidenschaftlich Schafkopf spielt, wird man sich eine Wirtschaft aussuchen, wo das dazu gehört?, sagt Peter Meschenmoser. Und die zu finden, ist nach Meinung des 43-Jährigen nach wie vor ?kein Problem.? Der Probstrieder ist seit 15 Jahren bekennender Fan des ?interessantesten Spiels überhaupt?. Schließlich könne ein kluger Schafkopfer mit etwas Glück und ein paar geschickten Zügen auch mit einem schlechten Blatt als Sieger aus der Partie hervorgehen.
?Froh um jeden Kartenspieler?
Um das Glück etwas herauszufordern, aber auch um ?einfach in netter Gesellschaft zu sein?, trifft er sich immer dienstags mit fünf Freunden im Meckatzer Bräu-Engel in Kempten. Und dort nimmt sogar der Chef persönlich mit am Spieler-Tisch Platz.
Seit sieben Jahren, ohne eine Beschwerde. ?Ich bin um jeden Kartenspieler froh, denn das gehört einfach zur bayerischen Kultur?, sagt Inhaber Klaus Knoll (40). Außerdem würden die Schafkopfer ja auch essen und trinken und damit zum Umsatz beitragen. Diese Meinung vertritt auch Jürgen Bergmüller, Pächter der Gaststätte Zum Stift, wo es regelmäßig drei bis vier Stammtische für Kartenspieler gibt. Und beide Wirte betonen, dass viele Gäste genau diese besondere Mischung unter dem Publikum schätzen: ?Wir sind eben keine reinen Speisegaststätten, sondern Wirtshäuser.?
Genau auf diesen Unterschied verweist auch Rüdiger Preschel, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands der Kreisstelle Kempten. In seiner Gaststätte ?Storchennest? seien vor allem im Winter immer zwei bis drei Tische für Schafkopf-Spieler reserviert: ?Aber da klopft keiner auf den Tischen rum?, sagt Preschel. Trotzdem kann er verstehen, dass das mitunter lautstarke Kartenspiel mancherorts stört: ?In reinen Speiserestaurants geht es eben in erster Linie ums gehobene Essen.?