Von Peter Schwarz|Bad HindelangEine Schnapsidee war es nicht. Der Gedanke entstand auch keineswegs aus übermütiger Bierlaune heraus. Auf einem nach Süden ausgerichteten Hang des Bad Hindelanger Hotels Prinz-Luitpold-Bad ist jetzt 860 Meter über dem Meeresspiegel 'Deutschlands höchstgelegener Weinberg' entstanden. Hotel-Juniorchef Armin Gross, der den winzigen Wingert so betitelt, pflanzte elf Stecklinge. Pate stand ihm der Senior-Chef eines vielfach ausgezeichneten Württemberger Weinguts, Gerhard Aldinger. Womöglich darf schon in drei Jahren ein 'Luitpolder Ochsenberg' auf Flasche gezogen werden.
Seit Jahrzehnten macht die Weingärtner-Dynastie Aldinger (Spezialität Untertürkheimer Gips) Urlaub oberhalb des Ostrachtals. So entstand die Idee, es mit dem Rebanbau im Bierland Allgäu zu probieren. Angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung und der robusten Neuzüchtung Solaris könnte aus dem Experiment sogar was werden, selbst wenn am Ende nur ein rechter Säuerling im Schoppenglas funkelt.
Pro allmählich sprießendem Rebstock sind wohl vorerst nur zwei Viertele zu erwarten. 'Weinzahn' Armin Gross, der im Hotel mittlerweile konsequent auf deutsche Kreszensen setzt und gern auch Weinproben anbietet, wird seinen Ochsenberg deshalb kaum auf die Karte setzen können. Gern schaute Hindelangs Bürgermeister-Vize Hans Heim den Weingärtnern über die Schulter. Bemuttert er doch daheim zwei Weinstöcke, deren Ernte allenfalls zum Weintrauben-Verzehr langt. 'Gibt es jetzt jedes Jahr Eiswein?, lautete seine spöttische Frage an die Experten vor der schneebedeckten Rotspitze.
Vor 150 Jahren war ein Flecken Allgäu schon mal Weinbauzone: In Burgberg, wo König Maximilian II. mit dem lokalen 'Hochgewächs' verköstigt wurde, heißt die Parzelle heute noch Weinberg. Nur Majestät kamen nach dem Trunk nie wieder.