Marktoberdorf/Ostallgäu (jth/fro). - Die Vogelgrippe am östlichen Rand Europas hat auch in unserer Region Konsequenzen. Seit gestern muss Geflügel in Bayern im Stall gehalten werden. Das Veterinäramt im Landratsamt berät seit einigen Tagen Geflügelbesitzer, die sich mit Fragen an die Behörde wenden. Die Reaktionen von Geflügelhaltern sind unterschiedlich: Manche sperren den Bestand jetzt Tag und Nacht ein, andere versuchen schnell noch Tiere zu verkaufen oder greifen zum Schlachtmesser. Bereits seit Montag sind Geflügelmärkte und Vogelbörsen verboten, seit gestern gilt die Stallpflicht. Informationen, wie die Behörden agieren sollen, kamen aber erst auf den letzten Drücker aus dem Verbraucherschutzministerium. Erst gestern Morgen erreichte eine Anweisung das Landratsamt. Ralf Kinkel, Abteilungsleiter im Landratsamt, betont, dass Geflügelhalter im Landkreis die Vorschriften ernst nehmen, was in 'vielen Anfragen' zum Ausdruck gekommen sei. Registriert sind beim Veterinäramt Ostallgäu rund 925 Geflügelhalter mit etwa 32 000 Tieren, wie etwa Gänse, Enten, Tauben sowie Lege- und Mastgeflügel. Die Verteilung des Federviehs ist sehr unterschiedlich: 540 Geflügelhalter haben weniger als 10 und nur 20 Halter 100 und mehr Tiere. Von Letzteren haben laut Kinkel 'die meisten ihr Geflügel ohnehin aufgestallt'. Die schon seit einiger Zeit geltende Geflügelpest-Verordnung sieht vor, dass auch Hobby-Züchter ihre Tiere melden müssen - und wenn es nur eine Hand voll sind. Zu den Tieren zählen: Enten, Gänse, Fasanen, Hühner, Tauben, Wachteln, Perl-, Reb-, und Truthühner. Das Landratsamt rät Betroffenen, die zunächst bis 15. Dezember geltende Verordnung für Geflügel zu beachten: 'Ein Verstoß dagegen kann geahndet werden', heißt es. Das Veterinäramt ist angewiesen, Kontrollen im Landkreis zu machen. Angesichts der Zahl der Halter, könne man Kontrollen aber 'nur stichprobenartig' durchführen. Kinkel appelliert an die Eigenverantwortung der Geflügelhalter, 'in deren eigenem Interesse es liegt, das Risiko eines Ausbruchs der Geflügelpest soweit als möglich zu verhindern'. Das Amt stellt aber auch klar, dass eine Panikmache nicht angebracht sei.
Tiere verschmutzen im Stall Alle von der AZ befragten Geflügelzüchter in der Umgebung reagierten auf die neue Vorschrift prompt. Franz Schrom vom Kleintierzüchterverein Marktoberdorf ließ seine 250 Tiere schon am Dienstag nicht mehr ins Freie. Der Kleinzüchter hofft, dass die Regelung nicht verlängert wird: 'Die Tiere werden im Stall sehr schmutzig und können nicht so gut wachsen', klagt er. Er bedauert es auch, dass Geflügelausstellungen nicht mehr zugelassen sind. So wurde etwa eine Schau mit Federvieh in Lechbruck abgesagt. Finanzielle Einbußen durch die Verordnung fürchtet Maria Heel aus Biessenhofen. Ihre 39 Gänse leben normalerweise auf der Wiese, seit gestern sind sie in einem Stall eingesperrt. 'Da werden die Viecher aber dreckig, weil wir gar nicht so viel Wasser in den Stall schaffen können, wie die Tiere benötigen', sagt sie. Da Geflügelmärkte verboten sind, kann sie derzeit keine lebenden Tiere, die mehr Geld einbringen als tiefgefrorene, verkaufen. Gestern kündigte Maria Heel an, einige 'prächtige Exemplare' sofort schlachten zu wollen. Mit einem blauen Auge ist Andreas Fichtl aus Ebenhofen davongekommen. In diesem Jahr züchtete er 700 Puten. Die Tiere werden in Biohaltung großgezogen, da er sie an einen großen Babynahrungs-Hersteller verkauft. Normalerweise leben seine Tiere stets im Freien. Gestern hätte Fichtl eine Maschinenhalle freiräumen müssen, um die Tiere darin weiter halten zu dürfen. Doch so weit kam es gar nicht. Er konnte den Schlachttermin vorverlegen. Für Brieftaubenzüchter sei die Lage 'nicht so schlimm', sagt der Marktoberdorfer Züchter Xaver Karg. Die Flugsaison der Tiere sei schon vorbei. Er bedauert aber, dass der Taubenmarkt in Buchloe nun auch nicht mehr stattfindet.