Einer der vielen Regentage in diesem Jahr ist einer jungen Kemptenerin immer noch in schlechter Erinnerung. Nachmittags wollte sie mit dem Bus von der ZUM nach Sankt Mang. Weil vier Cent auf den Fahrpreis fehlten, habe der Buschauffeur das Mädchen stehen gelassen.
Die Eltern der 14-Jährigen sind entrüstet. Im Busunternehmen ist der Fall so nicht nachvollziehbar.Seine Buskarte hatte das Mädchen vergessen, erzählen die Eltern. Mit einer Freundin kratzte die Jugendliche also schnell alles Geld zusammen, das ihre Taschen hergaben. Nach Angaben der 14-Jährigen brachte sie 1,66 Euro zusammen. 1,70 koste die Fahrt. Der Busfahrer habe sie daraufhin nicht mitgenommen. "Dabei kannte unsere Tochter den Fahrer", sagen die Eltern, "seit über einem halben Jahr fährt sie diese Strecke."
"Wenn dem so war, täte mir das wirklich leid", sagt Edith Langegger, Chefin im Busunternehmen Schattmeier. Von den Fahrern könne sich indes keiner an diesen Vorfall erinnern. "Das entspräche auch nicht unserer Philosophie", betont die Geschäftsführerin, auch wenn die Fahrer natürlich auf den Cent genau abrechnen müssten.
Auch ihr Angestellter Stefan Schwarzer, der seit Jahren im Nahverkehr Schüler wie Senioren an ihre Ziele bringt, hält vier Cent nicht für ein Argument, einen Fahrgast stehen zu lassen: "Manchmal bekommen wir ja auch ein paar Cent Trinkgeld, dann können wir das ausgleichen." Andererseits entstehen dem Busunternehmen durchaus Verluste, weil man eben oft genug ein Auge zudrücke. Und unter manchen Schülern sei es geradezu ein Sport, sich um den Fahrpreis herumzumogeln. Das summiere sich auf einige tausend Euro im Jahr.
Einen weiteren Effekt haben die Fachleute in den vergangenen Jahren beobachtet: "Wenns Richtung Schuljahresende geht, stehen alle mehr unter Stress", weiß Edith Langegger. Dann steige auch die Zahl der Beschwerden - aufseiten der Schüler wie aufseiten der Fahrer. (se)