Bodensee: Wasserschutzpolizei hilft in Not und sorgt für Ordnung auf dem Schwäbischen Meer

19. September 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Laurin Schmid

Von Falschliegern und Wildschweinschrot

Klaus Achtelstetter winkt. Nicht etwa, um die Touristen auf dem entgegenkommenden Passagierschiff zu begrüßen. Achtelstetter winkt mit einer rot-weißen Polizeikelle. Er lotst ein motorisiertes Schlauchboot zum ,,Hecht' - dem 21 Meter langen Polizeiboot. Das Schlauchboot ist zu nahe am Bodenseeufer entlang gefahren. Das ist verboten. ,,Die Zulassungspapiere bitte", fordert der Beamte. Die Besatzung, ein Mann und eine Frau auf Ausflugsfahrt, ist in eine Kontrolle der Wasserschutzpolizei (WSP) in Lindau geraten. Diese gibt es seit 1920. Hier einige Eckdaten: Gebiet: Der Uferbereich, den die Bayerische Wasserschutzpolizei in Lindau abdeckt, ist gerade einmal 18 Kilometer lang. Insgesamt umgeben den See 273 Kilometer Land. Baden-Württemberg, die Schweiz und Österreich grenzen ebenfalls an das Schwäbische Meer. Die jeweils unterschiedlichen Gesetzgebungen führen zu einem ,,Zuständigkeitswust", sagt Achtelstetter, der Leiter der WSP. Aber die Zusammenarbeit untereinander klappe sehr gut. Die WSP nimmt auch Fälle außerhalb ihrer Vollzugsbereiche auf. Zur Weiterverfolgung werden sie aber an die Kollegen abgegeben.

Besatzung und Flotte: Sieben Beamten gehören der WSP-Gruppe an. Sie besitzt ein offizielles Streifenboot, den ,,Zander", ein Hilfsboot und das größte Dienstboot, den ,,Hecht". 1977 ist der Hecht bereits vom Stapel gelaufen. In Kürze wird das Einsatzboot der WSP Lindau jedoch durch ein neues, 1,5 Millionen Euro teures ersetzt.

Aufgaben: Die Wasserschutzpolizei ist unter anderem zuständig bei Bade- und Schiffsunfällen, Umweltdelikten, Seenotfällen und für die Ölwehr. Auch bei Kriminalität auf dem Wasser, beispielsweise dem Diebstahl von Booten, rücken die Beamten aus. Zudem überwachen sie das Fischereiwesen und auch den gesamten Uferbereich.

Ähnlich wie ihre Kollegen an Land verteilen die Beamten auch schon mal ein Knöllchen für Falschliegen, also das Pendant zum Falschparken auf dem Wasser oder fürs Schippern unter Alkoholeinfluss. ,,Auf dem Bodensee liegt die Promillegrenze bei 0,8 Promille", erklärt Achtelstetter.

Vermisstenliste: ,,Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wird eine Liste mit im Bodensee vermisster Personen geführt", sagt Achtelstetter. Rund 100 Namen führt die Vermisstenliste heute.

Kein Seemannsgarn: Die brenzlichste Situation in seiner Laufbahn auf dem Bodensee hat Achtelstetter beim sogenannten Fischerkrieg zwischen österreichischen und bayerischen Berufsfischern erlebt. Immer wieder gab es Zoff zwischen beiden Parteien. ,,Eines Tages kamen wir zum Streit zwischen der Besatzung zweier Fischerboote!", erzählt Achtelstetter.

Plötzlich sah er, dass einer der Österreicher eine Pumpgun in der Hand hielt. Wie sich herausstellte, war dieses Gewehr mit Wildschweinschrot geladen.

Weitaus ungefährlicher ist dagegen die Kontrolle des kleinen Schlauchbootes. Zulassungspapiere, Rettungswesten und eine Tröte für Notfälle sind an Bord. Nur das Lenzgerät fehlt, mit dem man bei einem Leck Wasser aus dem Boot schöpft. Für heute bleibt es aber bei einer mündlichen Verwarnung.