Kemptener Agenturleiter plaudert aus dem Nähkästchen 'Traumjob ist harte Arbeit' Von Nadine Bieda Kempten In einer Welt voller Glitzer und Glamour leben, auf dem Laufsteg Kleider von Armani oder Valentino tragen, die Titelseiten von Modezeitschriften schmücken und fünfstellige Gagen pro Auftritt verdienen das stellen sich viele junge Leute unter den Jobs von Mannequins und Dressmen vor. In der Kartei der Kemptener Agentur von 'Planet One' finden sich rund 200 Models aus der Region, die diesem Traum näher kommen wollen.
'Um Topmodel zu werden, muss man hart arbeiten', weiß Geschäftsleiter Josef Fellner. Voraussetzungen sind außerdem gutes Aussehen und eine gewisse Größe, wenn man gebucht werden will: Auf den Laufsteg schafft es eine Frau normalerweise erst ab einer Größe von 1,75 bis 1,80 Meter, Männer müssen mindestens 1,85 Meter groß sein.
Warum macht sich Fellner ausgerechnet in der Provinz auf die Suche nach möglichen Kandiaten für den Laufsteg? 'Kempten ist ein idealer Standpunkt für eine Model-Agentur', so der 34-Jährige: 'Der Mode-Bereich ist im Allgäu dünn gesät, und zu verschiedenen Zentren ist\'s nur ein Katzensprung.'
Auf unterschiedliche Weise findet der gelernte Modefotograf 'seine' Models: Viele reagierten auf Anzeigen oder Plakate in seinem Schaufenster in der Vogtstraße. Daneben spricht Fellner auch selbst geeignete Kandidaten an. Im Moment arbeitet er am Aufbau eines 'Modelstamms', der sich aus erfahrenen Leuten und Neulingen zusammensetzt.
Choreographie für die 'Neuen'
Wer schon Erfahrungen gesammelt hat, besitzt womöglich schon eine 'Setcard'. Anfänger müssen sich diese besondere Visitenkarte mit Fotos anfertigen lassen. Zu Beginn der 'Karriere' werden dann wichtige Bewegungsabläufe geschult. Außerdem kümmert sich eine Modeltruppe um die Bewerber: Choreographin und Model Claudia Kalocsai, zeigt den 'Neuen' unter anderem, wie sie formvollendet über einen Laufsteg schreiten.
Auch wenn die meisten Kandidaten zwischen 18 und 28 Jahre alt sind, spielten Alter und Aussehen nicht immer die Hauptrolle, weiß Fellner. Denn nicht alle Models sind für den Laufsteg vorgesehen. Er vermittelt auch für Werbung, Film und Musik: 'Und da sind Körpergröße und Alter oft zweitrangig.'
Die meisten jungen Leute sind nebenberuflich in der Branche. Studenten verdienen sich beispielsweise bei kleinen Modeschauen rund 100 bis 300 Mark. Fotojobs werden mit 500 Mark und mehr bezahlt. Wer Interesse am Modeln hat sollte sich laut Fellner vor schwarzen Schafen hüten. Seriöse Betriebe hätten eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Arbeit, Personal und einen eigenen Laden.'
In Fellners Kartei finden sich zwar noch keine Topmodels mit einer Million Jahresgage. Aber er ist überzeugt, dass einige einmal professionell arbeiten können. Elena beispielsweise: Fellner hat sie in der Stadt 'entdeckt'. Die 20-Jährige bringe ideale Eigenschaften für eine Modelkarriere mit: groß, schlank, lange blonde Locken, dazu kann sie Erfahrungen vorweisen: Erst kürzlich hat sie die Modefachschule erfolgreich beendet.
Die meisten Mannequins werden laut Fellner mittlerweile über das Internet gebucht. Dort können Kunden, zu denen der Kemptener Microsoft, Otto, oder auch Prada zählt, ihre Vorstellungen eingeben und sich dann ein 'Gesicht' aussuchen.
Und wohin geht der Trend bei Models? 'Ende mit mager', sagt Fellner spontan. Die altbekannten Maße 90-60-90 gelten wieder. Die lange, blonde Mähne bleibe modern, auch wenn momentan der 'New-Bob' beliebte Kurzhaarfrisur ist. Auffällige Schminke lasse derzeit die 80er Jahre wieder aufleben. Bis zum Frühjahr kann sich das freilich alles wieder ändern. Modeln will gelernt sein: Am Anfang lernen Bewerber beispielsweise, wie man sich auf elegante Art und Weise präsentiert. Foto: Mathias Wild