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Was ein Medizinstudent im Praktikum erlebt und warum er unbedingt Arzt werden will

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Was ein Medizinstudent im Praktikum erlebt und warum er unbedingt Arzt werden will

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    Was ein Medizinstudent im Praktikum erlebt und warum er unbedingt Arzt werden will
    Was ein Medizinstudent im Praktikum erlebt und warum er unbedingt Arzt werden will Foto: Daniel Karmann (dpa)

    Den Bauch abtasten und einen Rat geben Kempten (kk). Lange warten müssen die Patienten nicht an diesem Dezembermorgen. Wie die junge Frau, die über Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen klagt. Kurz nachdem sich die 20-Jährige angemeldet hat, ist Benjamin Kühnlein zur Stelle und bittet sie in das Untersuchungs-Zimmer. 'Ich darf herausfinden, was den Leuten fehlt. Erst wenn ich meine Zulassung habe, darf ich ihnen Mittel verschreiben oder sie zu einem anderen Arzt überweisen', erklärt der 26-Jährige.

    Der Kemptener macht ein Praktikum in der Praxis von Professor Dr. Harald Barwitz und Walter Rist. Im Rahmen seines Medizinstudiums in München muss der angehende Arzt viel Berufserfahrung sammeln, bevor er 'richtig' behandeln darf. Das sei nicht immer so gewesen: 'Früher saßen die Studenten zig Semester im Hörsaal und waren dann anfangs mit der Praxis völlig überfordert', weiß Kühnlein aus Erzählungen. Heutzutage kämen die Hochschüler bereits 'von Anfang an' mit Patienten in Berührung. Wie der 26-Jährige beispielsweise mit der nur sechs Jahre jüngeren Patientin, die inzwischen vor ihm auf dem Untersuchungstisch liegt.

    'Tut das weh?', fragt Kühnlein, während er ihr den Bauch abtastet. 'Nicht wirklich', meint die junge Frau. 'Der Blinddarm ist es schon mal nicht', stellt der Student fest. Schuld an ihren Beschwerden seien offenbar Magen-Darm-Viren, die in Stadt und Land ihr Unwesen treiben. Der Kemptener empfiehlt: 'Sie müssen jetzt möglichst viel trinken, aber nichts Saures - und auch nichts Fettiges essen, sondern den Magen langsam mit Salzstangen, Zwieback und Schleimsuppe wieder aufbauen.'

    Diagnose: 'Gut gemacht'

    Doktor Barwitz schneit herein und lässt sich Symptome und Untersuchung zur Kontrolle schildern. Seine Diagnose zu den Ergebnissen des 26-Jährigen: 'Gut gemacht.' Um sicherzugehen, dass es keine Salmonellen sind, rät der Arzt noch zu einer Stuhlprobe. Doch das ist nicht mehr die Aufgabe des Medizinstudenten. Im Wartezimmer sitzt bereits die nächste Patientin.

    'Arzt wollte ich schon immer werden, weil mich der menschliche Körper fasziniert und die Arbeit sinnvoll ist', sagt Kühnlein. Die Patientin hat starke Schmerzen in der rechten Schulter. Der angehende Arzt findet die Ursache schon im Gespräch heraus: Die Altenpflegerin hat 'in den vergangenen zwei Wochen durchgeschafft' und wohl zu schwer gehoben. Beschwerden habe sie bereits seit Monaten und nehme dagegen Medikamente. Sowohl Kühnlein als auch Sportmediziner Walter Rist raten ihr vorerst, sich in eine orthopädische Spezialbehandlung zu begeben. Vor einer endgültigen Empfehlung will Rist aber noch den Untersuchungsbericht eines anderen Mediziners abwarten.

    Es ist Mittag. Nach einer kurzen Verschnaufspause ist Benjamin Kühnlein wieder auf Achse - bei Hausbesuchen mit seinen Lehrmeistern. Theoretisch wird es für den Studenten erst wieder in ein paar Wochen, denn dann stehen in der Münchener Uni Kinderheilkunde und Stoffwechselmedizin auf dem Vorlesungsplan.

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