Markus Miller erlebt nicht wie andere Leute vier Jahreszeiten, sein Arbeitsjahr ist zweigeteilt und beginnt im Juli. Es gibt zwei Spielsaisonen und ein bisschen freie Zeit dazwischen - die zur Hälfte freilich der Saisonvorbereitung geopfert wird. Markus Miller hat es dahin gebracht, wo sich die meisten Buben hinwünschen: in die erste Bundesliga. Er ist seit sechs Jahren Torhüter beim Karlsruher SC.
Von Juli bis Mitte Dezember dauert die erste Jahreszeit der Profifußballer, die Vorrunde: Sie ist gefüllt mit einer intensiven Vorbereitungsphase, den Bundesliga- Pokal- und Freundschaftsspielen. Miller gestaltet für sich persönlich noch zusätzlich eigene Trainingseinheiten. Nach zwei Wochen Winterpause beginnt im Januar dann die Vorbereitung auf die Rückrunde, die bis Mai läuft. Von den vier bis fünf Wochen Sommerferien nutzt der Torwart des KSC die letzten beiden bereits, um sich für die anstehende Saison fit zu machen.
Allzuviel Zeit für seine Frau Marina und die beiden Söhne Lenn (drei Jahre) und Collin (acht Monate) bleibt da nicht. Dabei ist der 26-Jährige ein ausgesprochener Familienmensch, wie er betont.
Unter diesem Aspekt blicke er auf das ablaufende Jahr zufrieden zurück, obwohl sein Verein gerade eine "Negativserie" hinter sich hat, wie der Torwart es formuliert. Der Verein ist derzeit auf Platz 15 in der Bundesliga. Die Öffentlichkeit verfolgt aufmerksam die Niederlagen einer Bundesligamannschaft, ebenso die Höhen. Insofern sei sein Beruf nicht mit dem eines Menschen zu vergleichen, "der in einem Büro arbeitet."
Ungeachtet dessen setzt Markus Miller für sich klare Prioritäten: "Familie steht bei mir an oberster Stelle", sagt der gebürtige Westallgäuer. An seiner Arbeitsstelle Karlsruhe hat er sich deshalb ein kleines Haus mit Garten etwas außerhalb der Stadt gesucht. Zum Training sind es nur 15 Minuten.

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Den Jahresablauf seiner Kinder mitzubekommen, ist für den zweifachen Vater dennoch nicht ganz einfach. "Bei Laternenlauf, Elternabend oder Weihnachtsfeier im Kindergarten bin ich halt meistens nicht dabei. Das ist der Wermutstropfen bei meinem Beruf", bedauert er.
Die Gesundheit ist neben Familienleben und Spielergebnissen der dritte wesentliche Aspekt eines Fußballerjahres. Auf die Frage nach Verletzungen listet Miller aus dem Stegreif eine ganze Reihe von bereits erlittenen Blessuren auf: Schulter, Kniescheibe, Kreuzbandriss, Achillessehne, kürzlich hatte er eine Gehirnerschütterung. Manches setze einen Sportler für geraume Zeit außer Gefecht, "kleine Sachen schleppen wir oft durch die ganze Saison", erläutert Miller.
Einen Alltagstrott, ein "Jahrein-Jahraus" erlebt ein Bundesligafußballer nicht. Was im nächsten Jahr auf ihn zukommt, ist von nicht klar berechenbaren Faktoren abhängig: Leistung der Mannschaft, mögliche Trainerwechsel, die eigene körperliche Leistungsfähigkeit. Und das Ende dieser Berufsphase ist immer absehbar: "Mit 40 sollten wir unsere Schäfchen im Trockenen haben."
In der kurzen Winterpause ist Markus Miller normalerweise mit seiner Familie auf Weihnachtstour, "dann fahren wir die Omas und Opas an". Diese Besuche seien meist relativ hektisch, und sind die Millers heuer auf die Kanaren geflogen. Der berühmte Sohn Lindenbergs verspricht aber: "Wir versuchen immer mal wieder, in die Heimat zu kommen."