Artikel: Warum ist Bachtelweiher denn ein Trockendock?

19. Januar 2003 20:29 Uhr von Allgäuer Zeitung

Schlittschuhfans ärgern sich - Wasser soll sauberer werden

Kempten (pa). - Warum ähnelt der Bachtelweiher eigentlich schon seit Monaten eher einem Trockendock als einem Gewässer? Diese Frage stellen sich viele Kemptener. Und manche ärgern sich auch, weil sie es bisher gewohnt waren, dort im Winter mit ihren Kindern Schlittschuh zu laufen. Doch dass der Bachtelweiher, von ein paar Pfützen abgesehen, derzeit kein Wasser führt, ist keine Schikane gegen Schlittschuhfans. Schon seit Oktober, moniert eine Kemptenerin, habe ihr 'Hausweiher' kein Wasser mehr. Dabei hätte man doch während der kürzlichen Kälteperiode dort wunderbar Pirouetten drehen können, so wie in all den Wintern zuvor. Ob man denn nicht wenigstens 50 Zentimeter hoch das Wasser einlassen könnte, das würde ja vollkommen reichen. Aber auch das wäre zu viel, stellt dazu Kai Welzig, der Leiter des Umweltamtes, fest. Denn dass der Weiher im Herbst komplett geleert (und auch abgefischt) wurde, ist Voraussetzung für verschiedene Maßnahmen, die der Verbesserung der oft beklagten Wasserqualität dienen sollen. So soll einerseits der Schlamm am Grund des Weihers über den Winter ausfrieren. Dabei werden Nährstoffe im Boden mineralisiert, was bereits einen Beitrag zur Wasserverbesserung darstellt. Außerdem, und auch dazu muss der Weiher trocken sein, läßt der Eigentümer in den nächsten Wochen einen sogenannten 'Mönch' installieren. Das ist eine Vorrichtung, durch die Wasser aus tieferen Schichten abgelassen werden kann. Zusätzlich soll auch noch der Bachtelbach zwischen der bestehenden Flutmulde und dem Einlauf in den Weiher renaturiert und die Mulde erweitert werden. Etwa ab Ende Februar, rechtzeitig vor dem Start der Krötenwanderung, soll laut Welzig der Bachtelweiher wieder aufgestaut werden. Und dann beginnt dort, wie berichtet, ein Experiment, das nach dem Prinzip 'Fressen und gefressen werden' funktioniert und ebenfalls für besseres Wasser sorgen soll.

Forschungsprojekt Bei diesem Forschungsprojekt des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft, das gleichzeitig auch im Herrenwieser Weiher läuft, werden in einem bestimmten Zahlenverhältnis Raubfische und sogenannte 'Friedfische' (landläufig Weißfische genannt) ausgesetzt. Die Räuber - im Bachtelweiher sind es Hechte, im Herrenwieser Weiher Zander - sollen die anderen Flossentiere in verträglichen Grenzen halten. Weil die sich nämlich von Wasserflöhen ernähren, die wiederum von Phytoplankton leben. Und das ist der Stoff, aus dem die Algen wachsen. Weniger Weißfische bedeuten also mehr Wasserflöhe, weniger Algen und damit klareres Wasser. Ob diese 'Biomanipulation', wie die Wasserwirtschaftler ihr Konzept auch nennen, auf Anhieb oder überhaupt funktioniert, weiß man natürlich noch nicht. Deshalb ist das Forschungsvorhaben auf fünf Jahre angelegt: Damit man bei Bedarf das Zahlenverhältnis zwischen den verschiedenen Weiherbewohnern austarieren kann.