Kaufbeuren/Germaringen (avu). - Ein Hauch von Zirkusluft weht durch die Region. Obwohl kein Clown seine Späße macht, kein Pudel durch den Ring springt und kein Artist übers Drahtseil balanciert. Zwei Zirkusbetriebe machen derzeit in Kaufbeuren und Germaringen Pause und warten auf die neue Saison oder das nächste Gastspiel. Einer ist der Zirkus Kaiser, der seine Wagen im Haken stehen hat. Der Zwergesel mümmelt im Stroh, das Kamel lugt durch das Loch in der Plane und der Rüssel des Dickhäuters fährt schnüffelnd über den Boden. Am Rande der Wagenburg auf der Wiese im Gewerbegebiet Haken ist ein Auto zum Radwechsel aufgebockt. 'Arbeit gibt es genug', sagt der Juniorchef des Zirkus', Edmund Kaiser (31), mit dem Schraubenschlüssel in der Hand. 'Auch und gerade wenn keine Vorstellungen sind.' Seit fünf Wochen gastiert der Familienzirkus im Haken. Gut zehn Vorstellungen gab es im Dezember, danach folgte die Weihnachtspause. Viele Artisten sind zurzeit daheim, verteilt auf ganz Europa. An Ort und Stelle kümmern sich nur einige Familienmitglieder um die derzeit 40 Tiere oder wie vor kurzem darum, dass das Zelt bei Sturm stehen bleibt. 'Solange die Sonne scheint, können wir arbeiten', sagt Kaiser. 'Bei Regen sitzen wir im Wagen und hoffen, dass der Boden nicht aufweicht.' 'Wir machen hier keine Winterpause', betont jedoch Edmund Kaiser.
Nichts täte die Zirkusfamilie lieber, als wieder mit den Vorstellungen zu beginnen. Derzeit warten sie auf den Start ihrer Tournee in Vorarlberg. In zwei Wochen wollen sie in das österreichische Bundesland einreisen, wenn alle Formalitäten erledigt sind. Der Alpenstaat ist ohnehin seit zehn Jahren das Hauptvorstellungsland des Dachauer Unternehmens. 'Dort ist vieles einfacher', sagt Kaiser. 'Vor allem der Umgang mit den Behörden.' Wie viele seiner Kollegen von kleinen Familien-Zirkusunternehmen sieht Edmund Kaiser seinen Betrieb gegenüber Großbetrieben benachteiligt. Die guten Plätze blieben ihm verwehrt. Seit 15 Jahren bewerbe man sich regelmäßig zum Beispiel um den befestigten, zentralen Tänzelfestplatz in Kaufbeuren, bekomme aber jedesmal eine Absage, behauptet der Juniorchef. Auch für den Platz im Haken zahle der Zirkus Miete, trotzdem meint er, den Druck der Stadtverwaltung zu spüren. 'Die wollen, dass wir weiterfahren', so Kaiser. So sei das auch in anderen Städten. Deutschland stelle sich für Klein-Zirkusbetriebe zunehmend als schwieriges Terrain dar, zumal es ohnehin zuviele davon gebe. Demnächst soll es also zum gewohnten österreichischen Publikum gehen, wo Kaiser bisher noch keine Umsatzeinbrüche festgestellt habe. Bis dort die Vorstellungen beginnen, freuen sich die Zirkus-Leute über Heu- und andere Futtermittelspenden. 'Aber wir kommen auch so über die Runden', sagt Kaiser. 'Wir sind kein Bettelzirkus.'