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Wappen zeichnet er mit links

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Wappen zeichnet er mit links

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    Von Stefan Dosch|KaufbeurenWie wird man zum Heraldiker, zu einem, der sich auskennt in der Wappenkunde? Bei Heribert Staufer erwachte das Interesse Anfang der Achtzigerjahre. Damals war er Berufssoldat bei der Technischen Schule der Luftwaffe, und für einige Tage ging es hinaus zu einer Übung. Im Feld wurde die bayerische Flagge gehisst und Staufer fragte den Kameraden an der Fahne, ob er ihm sagen könne, was die Zeichen auf der Flagge denn bedeuteten. Eine Antwort blieb aus - von da an jedoch begann Staufer, sich für Wappen zu interessieren.

    Zehn Jahre später kam es zu einem weiteren einschneidenden Erlebnis. Bei den Kaltenberger Ritterspielen stieß Staufer auf einen Stand, der die Herstellung von Familienwappen anpries. 'Das kann ich auch', dachte sich der Elektronik-Offizier, der damals gerade in den Ruhestand ging. Staufer kam mit dem Münchner Wappen-Hersteller ins Gespräch, kurze Zeit später war er für ihn tätig. Und zwar nicht nur als Zeichner, sondern auch als Erfinder neuer Familienwappen. 'Gerade zu Beginn der Neunzigerjahre hatten Familienwappen einen unheimlichen Boom', erinnert sich Staufer. Rund 1500 solcher Wappen hat er inzwischen in seinem kleinen Atelierzimmer in einem Reihenhaus im Kaufbeurer Norden entworfen.

    Von seinem Wappenhändler erhielt er zu Beginn des Jahres 2002 einen Anruf: Ob er sich vorstellen könne, an einem aufwändigen Buchprojekt mitzuarbeiten? Es ging um eine Veröffentlichung, die sich nichts weniger zum Ziel gesetzt hatte, als 'Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648 - 1803' zu versammeln. Herausgeber war kein Geringerer als Professor Erwin Gatz, in der Geschichtswissenschaft unter anderem ausgewiesen als Herausgeber eines Lexikons über Bischöfe. Dem Buchprojekt war jener Mann abgesprungen, der Wappen zeichnen sollte, und Staufer wurde nun gebeten, die Arbeit zu übernehmen.

    Doch zum Zeichnen kam der Kaufbeurer erst einmal nicht. Das vorliegende Material war höchst unvollständig. Und so galt es zu recherchieren. Staufer fuhr durch die Lande, fertigte überall, wo er irgendwelcher Wappen ansichtig wurde, Fotografien an, vergrub sich in Archiven und Siegelsammlungen. Für den Hobby-Heraldiker war es zugleich eine Einübung in wissenschaftliches Arbeiten, denn die Quellen mussten penibel dokumentiert werden.

    Dann wurde die Forschungsarbeit in farbige Zeichnungen umgesetzt, etwa 450 Wappen entstanden. Am Ende musste Staufer die von den Autoren des Buches verfassten Kommentare auch noch mehrfach Korrektur lesen und auf ihre heraldische Richtigkeit prüfen.

    Fünf Jahre hat die Arbeit in Anspruch genommen. Ende Juli fand in München die Präsentation des knapp 700 Seiten und drei Kilo schweren Buches statt, Kardinal Wetter sprach das Grußwort. Und wie das bei solchen Anlässen so ist, wurde gleich ein neues Projekt ins Auge gefasst, diesmal die Bischofswappen früherer Jahrhunderte betreffend. Wenn der Recherche-Aufwand wegfallen würde, sagt Herbert Staufer, könnte er sich eine neuerliche Mitarbeit durchaus vorstellen.

    Denn das Zeichnen ist dem 71-Jährigen, der im entsprechenden Schulfach schon als Kind immer eine Eins bekam, ein Leichtes. 'Das mach ich mit links', sagt Staufer und lacht - tatsächlich führt er seine Stifte nur mit der linken Hand.

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