Oberstaufen | rio | Ein Urlaub mit der Familie kann schnell teurer werden als gedacht: Beim Wandern kostet die Bergbahn Geld, fürs Schwimmbad muss genauso Eintritt bezahlt werden wie ins Museum. Besonders der winterliche Skipass schlägt zu Buche. Umso besser, wenn solche Freizeitaktivitäten gar nichts kosten. Was unmöglich klingt, ist in Oberstaufen Realität - seit einigen Monaten gibt es das Angebot "Oberstaufen Plus". Damit bezahlen Gäste, die bei bestimmten Vermietern übernachten, für sämtliche Ausflugsziele innerhalb der Gemeinde - nichts. Im Winter ist auch der Skipass inklusive, Staufener Skilifte können umsonst benutzt werden. Gerade Familien können damit richtig sparen. Benjamin Buhl von Oberstaufen Tourismus Marketing rechnet es vor: Rund 200 Euro Ersparnis sind locker möglich.
Hier ein Beispiel: Eine Familie mit zwei Kindern macht eine Woche Urlaub in Oberstaufen. Sie übernachtet für insgesamt 300 Euro in einer Ferienwohnung. Zu Beginn des Urlaubs ist das Wetter schön, die Familie möchte wandern gehen. Die Vier fahren mit der Bergbahn auf den Imberg - das macht 34 Euro. Am nächsten Tag ist eine Tour auf dem Hochgrat geplant - 41 Euro. Es folgen zwei Tage Regenwetter, die Familie geht ins Aquaria (40 Euro) und ins Miniwelt-Museum (20 Euro). Als die Sonne wieder scheint, steht ein Ausflug auf den Hündle auf dem Programm. Für die Fahrt mit der Bergbahn zahlen die vier 24 Euro, danach wollen die Kinder noch mit der Sommerrodelbahn den Berg hinunter sausen - ein Dreierticket kostet 29 Euro. Zur Erfrischung geht es für 10 Euro ins Freibad. Schließlich muss die Familie noch Parkgebühr für ihr Auto zahlen, das macht noch einmal rund sechs Euro.
Alles in allem sind das rund 200 Euro, die nur für Ausflüge drauf gehen. "Das ist fast schon ein zweiter Urlaub in Oberstaufen", stellt Benjamin Buhl fest. Macht eine vierköpfige Familie eine Woche Urlaub und nutzt "Oberstaufen Plus", bezahlt sie für das gleiche Programm nur die 300 Euro Übernachtungsgebühr.
Aber wie funktioniert das - in Deutschland laut Buhl bisher einzigartige - Konzept? Andreas Feustel, der sich für das Projekt verantwortlich zeichnet, erklärt: Die rund 280 Gastgeber, die mit im Boot sind, führen einen Beitrag ab, dessen Höhe sich nach der Größe des Betriebs richtet. So bekommen Bergbahnen und Bäder das ihnen zustehende Geld. Der Vorteil für die Vermieter ergibt sich aus zufriedenen Gästen.
Geld bleibt im Ort

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Und: "Wir sind überzeugt, dass das Geld im Ort bleibt", sagt Feustel. "Denn wer nichts für die Auffahrt bezahlt hat, kehrt lieber in eine Hütte ein." Gastronomie und Einzelhandel hätten seit der Einführung bereits steigende Einnahmen verbucht. Zurzeit bieten etwa 280 von 450 aktiven Betrieben "Oberstaufen Plus" an. Die Resonanz sei gut, betont Feustel. Allein 100000 Nutzungen hätten seit April allein die Bergbahnen registriert. Es gebe eine positive Tendenz bei den Übernachtungszahlen. In eine Billigschiene will man durch das Angebot nicht rutschen. Denn die Zimmerpreise in Oberstaufen seien eher gehoben, so Feustel.