Einzug Generalissimus muss wegen einer Panne an seiner Kutsche "umziehen"">

Artikel: Wallenstein hat ein Rad ab

28. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Einzug Generalissimus muss wegen einer Panne an seiner Kutsche "umziehen"

Von Manfred Jörg |MemmingenWallenstein hat ein Rad ab. Und zwar an seiner Kutsche. Aus diesem Grund winkt der Generalissimus nun außerplanmäßig aus der Kutsche von Prinz Ulrich von Dänemark dem Volk zu.

Dass es unmittelbar vor dem Einzug Wallensteins ausgerechnet an dessen Gefährt eine Panne gegeben hat, stört die mehr als 50000 Zuschauer überhaupt nicht. Auch Wallenstein-Darsteller Dr. Holger Hoffmann hebt am Marktplatz nun gelassen und huldvoll die rechte Hand und grüßt freundlich zur Zuschauer-Tribüne hinauf. Ein Beifallssturm brandet auf.

Zum achten Mal seit 1980 stemmt der Fischertagsverein heuer das Großvorhaben Wallenstein. Mehr als 4500 Männer, Frauen und Kinder sowie rund 300 Pferde wirken an diesem sonnigen Sonntagnachmittag beim Einzug Wallensteins mit.

Sie alle lassen Geschichte lebendig werden und stellen in den zahlreichen Trossen ganz normale Leute aus dem 17. Jahrhundert dar; auch heitere Spielleute, fahrendes Volk und "leichte Mädchen" dürfen natürlich nicht fehlen.

Absicht wird deutlich

Kurzum: Glanz und Elend jener Zeit werden gezeigt. So machen beispielsweise die schmutzigen Bettler und die blutverschmierten Marodeure die Absicht der Veranstalter deutlich, mit den Wallensteinspielen keine Volksbelustigung bieten zu wollen, die mit der historischen Realität nichts zu tun hat.

Aber die Wallenstein-Macher scheuen auch traditionell nicht vor Pomp und Gloria zurück. Und das gefällt den Zuschauern aus nah und fern: So erhalten beispielsweise die festlich herausgeputzten Mitglieder des Hofstaates und die Edelleute begeisterten Applaus - vor allem, als sie sich auch noch standesgemäß und formvollendet vor der Tribüne verneigen.

Gänsehaut erzeugen dagegen die zahlreichen soldatischen Gruppen wie etwa die Kürisser und Kanoniere, die Pikeniere und Musketiere, deren Ankunft sich jeweils mit dumpfen Trommelschlägen schon von weither ankündigt. Das gilt auch für die Rontartschiere. Diese martialische Truppe mit ihren blank geputzten Helmen und Schilden ist heuer zum ersten Mal dabei.

"Sie waren eine Schutztruppe für die Musketiere", erfahren die Besucher von Heimatpfleger Uli Braun, der über Lautsprecher sachkundige und erhellende Erläuterungen zum Umzug bietet.

Das mögen die Zuschauer. Genauso wie die lautstarken und mitreißenden Darbietungen der Gäste von der "Scots Brigade" oder von "Ballards Regiment".

Weitere Berichterstattung über Wallenstein auf der Seite 1 und der Allgäu-Rundschau sowie auf Seite 33 im Lokalteil.

Weitere Fotos von Wallenstein und vom Fischertag finden Sie im Internet unter der Adresse

www. all-in.de/bilder