Besuch Bayerns Wirtschaftsministerin Emilia Müller argumentiert mit Fakten und Daten">

Artikel: Wahlkämpferin mit kühlem Kopf

28. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
beckmann

Besuch Bayerns Wirtschaftsministerin Emilia Müller argumentiert mit Fakten und Daten

Von Barbara Hell |Oberallgäu"Oh, hab ich das verwechselt." Es ist der bayerischen Wirtschaftsministerin Emilia Müller anzusehen, dass ihr Fehler selten passieren. Denn als sie nach ihrer Diskussion mit Unternehmern im Dienstleistungszentrum Lattemann und Geiger in Dietmannsried korrigiert wird, weil sie sich im Oberallgäu, nicht im Ostallgäu befindet, schrickt sie leicht zusammen.

Aber sofort lächelt sie wieder, wischt ihren Versprecher beiseite und hört ihrem Gesprächspartner mit ernsthafter und aufmerksamer Miene zu. Sachlichkeit, Präzision und logische Argumentation sind ihr Ding; Emotionen zu zeigen und zu wecken liegt der früheren Chemotechnikerin und Biochemikerin auch als Politikerin weniger.

So steht den Oberallgäuer Wirtschaftsvertretern eine zierliche 56-Jährige im dezenten Trachtenkostüm gegenüber, die zu allen angesprochenen Fragen mit Daten, Fakten und Argumenten zu antworten weiß. Selbst ihre mehrfachen politischen Seitenhiebe auf SPD-Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee entbehren jeder Polemik und bleiben auf der sachlichen Ebene.

Und zu populistischen Versprechungen lässt sie sich auch nicht hinreißen, als stellvertretender Landrat Anton Klotz nach den Zuschussmöglichkeiten für eine Verbreiterung der Landebahn auf dem Flughafen Memmingerberg fragt, um mehr Fluggesellschaften gewinnen zu können. Kenntnisreich spricht sie von 7,5 Millionen Euro freistaatlicher Förderung für "den Memmingerberg", wovon sechs Millionen ausbezahlt seien. Zur gewünschten Verbreiterung kommt nur soviel: "Die Diskussionen laufen."

Erst seit Oktober 2007 im Amt, zuvor aber schon als Europaabgeordnete und Europa-Ministerin in München auf der politischen Bühne, reagiert sie auf Fragen zur Künstlersozialabgabe ebenso prompt wie auf Forderungen nach einer Mehrwertsteuersenkung für Gastronomie und Hotellerie ("für die

Hotellerie zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab, wir bleiben am Ball") oder die Sorgen des Bauhandwerks ("Nach Abschaffung der Eigenheimzulage kommt das 150-Millionen-Euro-Programm für energetische Sanierungen dem Baugewerbe zugute").

"Heimspieler" und Landtagskandidat Thomas Kreuzer steuert zu den Antworten von "Emilia" immer wieder seinen Informationsstand bei; Bezirkstagskandidatin Renate Deniffel freut sich über ministeriale Wahlunterstützung.

Wenn nicht direkt, so doch indirekt scheint Emilia Müller die Meinung von Gastgeber Ulrich Geiger zu teilen, der bei der Begrüßung die CSU-Führung ermahnte: Die Christsozialen sollten sich im Wahlkampf auf ihre Leistungen besinnen. Nur die Linken zu attackieren, bringe gar nichts.