Artikel: Während andere spielten, hat sie genäht

16. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Erinnerungen an die unauffällige Gabi Hecke, die heute als Gabriele Strehle weltbekannt ist

Hawangen (sdo). - Eigentlich gibt es über dieses Mädchen nicht viel zu sagen. Sie sei nie besonders aufgefallen in der Klasse, erinnern sich Schulkameraden, sei ruhig und zurückhaltend gewesen. Klein und unscheinbar. Heute ist das kleine Mädchen von damals eine der bekanntesten Modeschöpferinnen in Deutschland: Gabriele Strehle, gebürtige Hecke. Kürzlich wurde ihr neben Pop-Ikone Michael Jackson, Oscar-Gewinnerin Halle Berry, Fußball-Nationaltrainer Rudi Völler und Rock-Sängerin Anastacia der 'Bambi' verliehen. Sie lebt in Nördlingen, arbeitet in Mailand, Paris und New York. Und ist in Hawangen aufgewachsen (wir berichteten). 'Sie war wie alle anderen Mädchen in unserer Klasse auch', erinnert sich Kreszentia Zängerle. Die Familie Hecke sei allerdings schon etwas besonderes gewesen, anders als die meisten Bauernfamilien im Ort. Der Vater war Molkerei-Meister. Vor der Wohnung in einem der oberen Stockwerke des Milchwerks habe immer ein Fußabstreifer mit dem Schriftzug 'Haxen abkratzen' gelegen, sagt die ehemalige Klassenkameradin. 'Das war bei uns anderen nicht üblich, wir kamen alle aus recht einfachen Verhältnissen.' Und Kindergeburtstage habe es bei Heckes auch schon gegeben. Aber aufgefallen, das sei die Gabi, die 1951 in Memmingen zur Welt kam, sonst nie.

'Sie war ganz normal und natürlich und ist nicht wie ihre Geschwister auf das Gymnasium gegangen.' Statt dessen besuchte sie die Hawanger Volksschule, die damals noch bis zur achten Klasse ging. 'Während andere gespielt haben, ist sie in einer Ecke der Küche gesessen und hat Kleider für ihre Puppen genäht. Von Hand, nach selbst entworfenen Schnitten', erinnert sich Erika Oehler. Sie hat früher ebenfalls in der Hawanger Molkerei gewohnt - und regelmäßig auf die kleine Gabi aufgepasst. 'Mir wäre nie aufgefallen, dass sie besonders kreativ ist', sagt sie. 'Geschneidert hat sie aber schon immer gern. Mit fünf Jahren hat sie ihrer Tante in einer Lindenberger Hutmacherei geholfen, Hutbänder einzunähen.' Später, im Alter von zwölf oder 13 Jahren, habe Gabi Hecke dann auf ihre Söhne aufgepasst - Bernd und Frank Oehler. Ihren 51. Geburtstag habe sie deswegen auch in Franks Restaurant - der 'Rescht' in Hawangen - gefeiert, 'weil ich sein Babysitter war', wie sie gesagt haben soll. Bei ihren ehemaligen Klassenkameraden hat sie sich jedoch nicht mehr gemeldet. Auch nicht bei Erika Oehler. Trotzdem wird in Hawangen verfolgt, was 'die Gabi' macht. Und wenn sie in ihrer Autobiographie über ihre Kindheit schreibt, dann 'ist man schon ein bisschen stolz darauf, dass man sie kennt und vieles miterlebt hat', sagt Erika Oehler. 'Wenn ich sie heute im Fernsehen sehe, erinnert sie mich immer noch an das Mädchen von damals. Eher schüchtern und zurückhaltend.'