Sie sind ein wichtiger Bestandteil eines Leuchtturmprojekts der europäischen Einigung, in der Welt unterwegs, derzeit schwerpunktmäßig in Afghanistan, wissen um die zunehmende Bedeutung des Lufttransports innerhalb der Nato und die angespannte Haushaltssituation innerhalb der Bundeswehr, die auch auf ihren Verband Auswirkungen haben wird. Und trotzdem gehen die Soldaten des Lufttransportgeschwaders 61 dem dicht gedrängten Tagesgeschäft mit dem Selbstbewusstsein und der Gelassenheit von Profis nach. Es bleibt nicht viel Zeit zum Überlegen über Bundeswehrreform, Einsparzielen, Aussetzung der Wehrpflicht - und dennoch tangieren diese Themen auch das LTG 61, den Verband, dem für das Jahr 2021 die Auflösung ins Geschwaderbuch geschrieben wurde.
Hoffen auf Freiwillige
So empfindet es Kommodore Christian Leitges außergewöhnlich, dass in diesen Tagen die letzten Wehrpflichtigen zum Geschwader stoßen. Ab 1. Juli bleibe zunächst einmal die Hoffnung auf genügend Freiwillige. Beim Wach- oder Fahrdienst und in ähnlichen Einsatzfeldern werden die Auswirkungen sofort spürbar, befürchtet der Oberstleutnant. Außergewöhnlich sei auch der 15. Oktober gewesen, der Tag, an dem das international aufgestellte europäische Lufttransportkommando in Eindhoven die Zuständigkeit über die Transalls der Luftwaffe, der französischen Armee sowie die der Belgier und Holländer übernahm. Für den täglichen Betrieb sei dieser Einschnitt allerdings nicht spürbar gewesen, alles laufe reibungslos. Anders dagegen auf der Führungsebene. Wer darf was? Wer ist für was zuständig? "Das ist vergleichbar mit dem Übergang ins neue Jahrtausend", sagt er.
Jeder war überzeugt, dass alles weiter funktionieren werde, dennoch ließ sich eine gewisse Angespanntheit nicht unterdrücken.
Die Bundeswehr habe bei der Aufstellung des Kommandos eine Vorreiterrolle. Von Synergien zu berichten, hieße, Erwartungen vorzugreifen. Dazu sei es derzeit noch zu früh. Erwartet werde aber eine bessere gemeinsame Nutzung des Lufttransports, um Zeit zu sparen - und damit Material sowie Geld. Die Luftwaffe betreibe den Übergang konsequent, habe mit Indienststellung des internationalen Kommandos das eigene in Münster beendet. Offiziell wird es am 31. Dezember dieses Jahres aufgelöst.
Reduziertes Kontingent
Nicht ganz so glatt läuft dagegen weiterhin die Umstellung der Luftwaffe auf neue Flugzeuge. So habe die Verzögerungen bei der Einführung des neuen Hubschraubers NH 90 konkrete Auswirkungen auf den Ausbildungsbetrieb im Fliegerhorst Penzing. Leitges: "Wir werden auch im kommenden Jahr noch einmal einen Lehrgang auf der Bell UH-1D beginnen." Weniger Flugstunden gebe es dagegen für das Geschwader im Gesamten - eine der Auswirkungen der Einsparungen. Trotz reduziertem Kontingent sei aber der Auftrag des Geschwaders abzuarbeiten. Mit der Auflösung hätten sich die Soldaten abgefunden, diskutiert werden jedoch der Zeitplan und die möglichen Auswirkungen auf das Transporterprogramm A 400 M, dem Nachfolgemuster der in Penzing geflogenen Transall.
Leitges sieht große Fragezeichen, auch hinter seinem persönlichen Wunsch, sich 2011 aktiver an der Fliegerei zu beteiligen: "Mich regiert noch viel zu sehr das Tagesgeschäft."