Geothermie Alle hoffen, dass die Bohrarbeiten in Mauerstetten zum Jahreswechsel weitergehen">

Artikel: "Vor der Hacke ist es dunkel"

21. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Geothermie Alle hoffen, dass die Bohrarbeiten in Mauerstetten zum Jahreswechsel weitergehen

Kaufbeuren/Mauerstetten | avu | Der Betreiber der Geothermie-Bohranlage in Mauerstetten geht von einer erneuten Aufnahme der Arbeiten Anfang kommenden Jahres aus. Der Bohrturm, mit dem nach heißem Tiefenwasser gesucht wird, steht wie berichtet vor einer vorübergehenden Stilllegung. "Wir sind sehr optimistisch, dass es bald weitergeht", so Geschäftsführer Martin Gleich von der Geothermie Allgäu Betriebs- und Beteiligungsgesellschaft, einer 100-prozentigen Tochter von Exorka. Dieses Unternehmen wiederum gehört dem isländischen Konzern Geysir Green Energy, der von der weltweiten Finanzkrise betroffen ist.

"Bohren ist Risiko", so Gleich. Alles deute aber auf ausreichend heißes Wasser hin, das zur umweltschonenden Energiegewinnung genutzt werden könne. Das Bohrteam sei in mehreren Kilometern Tiefe zum "Zielhorizont" vorgedrungen. Messungen hätte Vorkommen mit 150 Grad heißem Wasser bestätigt. Das Unternehmen Exorka geht nach Angaben seines Geschäftsführers Curt Bems weiter vom "Bau eines hocheffizienten Geothermiekraftwerkes zur Produktion von Strom und Bereitstellung von Wärme als finales Ziel" aus.

Zu den Risiken dieses Projektes gehört offenbar aber auch die Technik. Immer wieder gab es seit den Anfängen der Arbeiten im Januar Probleme mit der Anlage, was auch den Zeitplan durcheinanderbrachte. Die mit den Bohrungen beauftragte Firma Hekla Energy lässt die Vorrichtung derzeit abbauen.

Sie soll nach unbestätigten Informationen nun zum Hersteller Herrenknecht Vertical im Schwarzwald transportiert und einer Revision unterzogen werden. Hekla will dem Vernehmen nach bis zum Jahreswechsel dafür sorgen, dass die notwendige Technik wieder zur Verfügung steht.

Auch Mauerstettens Bürgermeister Armin Holderried liegt die Information vor, dass die Anlage wieder zum Einsatz kommen soll. Die Betreiber seien optimistisch, weitermachen zu können. Allerdings erreichen den Bürgermeister auch viele besorgte Anfragen von Bürgern, die angesichts der weltweiten und speziell isländischen Finanzkrise um die Zukunft der Geothermie in Mauerstetten bangen. "Für die Gemeinde besteht kein finanzielles Risiko", stellt der Rathauschef klar. Lediglich das Bohrareal gehört Mauerstetten.

Doch auch dabei sei die Gemeinde abgesichert. Falls das Projekt wider Erwarten einmal beendet werden müsste, sei der Betreiber verpflichtet, das asphaltierte Areal und das Wasserbecken in den früheren Zustand zu versetzen, also zu einer landwirtschaftlichen Fläche zu machen.

Für diese Forderung hat Exorka sogar eine Bürgschaft geleistet. "Die liegt hier im Tresor", sagt Ingo Romanus Tönnesmann, Bergdirektor beim zuständigen Bergamt Südbayern. "Meine Information ist aber, dass der Betreiber weitermacht", so der Fachmann, zumal auch schon sehr viel investiert worden sei. Das Bergamt überwacht derzeit die vorübergehende Stilllegung der Anlage. Sicherheit sei dabei oberstes Gebot.

Das Bohrloch werde mit einem sogenannten druckfesten Eruptionskreuz verschlossen, das für die nötige Stabilität sorge und auch einen eventuellen Gas- oder Wasseraustritt verhindern würde.

Die Sicht der Bergleute

Nach Angaben von Exorka sollen in den nächsten bohrfreien Wochen zahlreiche Messdaten ausgewertet werden. "Der richtige Zeitpunkt, erneut Fahrt aufzunehmen, kommt ganz bestimmt", so Geschäftsführer Curt Bems. Manchmal werden für Unterbrechungen dieser Art mitunter auch einfache Erklärungen gefunden: Einem Unternehmen, das sich finanziell engagiert, ergehe es wie dem Arbeiter unter Tage, der nicht weiß, was ihn erwartet, sagt Martin Gleich und fasst die Situation in einem Bergmannsspruch zusammen: "Vor der Hacke ist es dunkel."