Betzigau/Kempten | bec | "Werden wir es noch erleben?", fragte ein Lenzfrieder bitter. Einen Abend lang hatten die "Bürgerinitiative gegen Schwerlastverkehr Leupolz 2000" und Betzigaus Bürgermeister Roland Helfrich die Vorzüge einer Südtangente gepriesen. Die solle dafür sorgen, dass der Lkw-Verkehr, der über die B12 kommt, von der A7 aus ins Betzigauer Gewerbegebiet fährt - und nicht mehr auf der B18 durch Lenzfried und Leupolz. Doch kommt die Südtangente wirklich und wenn ja, wann?, drängten die Zuhörer im vollen Lenzfrieder Pfarrsaal bei einer Infoveranstaltung der Bürgerinitiative auf Antworten.
Der nicht vorhandene B12-Anschluss des Gewerbegebiets Betzigau ist, wie mehrfach berichtet, vor allem in Lenzfried und Leupolz seit Jahren Thema. 400 Lkw am Tag brausen dort hindurch - und die Bürger haben die Nase voll. Eine Südumfahrung Betzigaus von der A7 her samt Fahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen fordern sie genauso wie Betzigaus Rathauschef Roland Helfrich. Vernünftig und schnell umsetzbar sei diese Lösung.
Auch aus Sicht des Naturschutzes gebe es gute Gründe dafür, wie Anja Naumann, Geschäftsführerin beim Bund Naturschutz, schilderte: Zwischen dem Gewerbegebiet und der B12 lägen wichtige Feuchtwiesen, die auch dem Hochwasserschutz dienten. Würde dort - was ja bereits diskutiert wurde - eine Auffahrt zur B12 gebaut, würde durch die Versiegelung von Flächen der Wasserhaushalt des Gebiets gestört.
Gute Gründe fürs Lkw-Fahrverbot
Die Stadt sehe das Thema, erläuterte Rechtsanwalt Stephan Thomae, etwas anders: Sie könne sich mit der Südumfahrung nicht recht anfreunden, weil sie für die Bürger in Lenzfried und Leupolz keine Entlastung sehe - und keine Rechtsgrundlage für ein Lkw-Fahrverbot. "Diese Auffassung ist aber falsch", meinte Thomae: Lärm- und Abgasbelastung seien durchaus gute Gründe. Und FDP-Stadtrat Dr. Dominik Spitzer fügte an, dass die Südumfahrung sogar kürzer sei als der bisherige Weg über Lenzfried.

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"Die Mehrheitsfraktion im Stadtrat hat nichts gegen die Südtangente", schaltete sich Stadtrat Erwin Hagenmaier (CSU) ein. Dennoch glaube er, dass viele Lkw-Fahrer aus Gewohnheit und "um Wegezoll zu sparen", weiter die B18 nutzen würden. "Das Lkw-Fahrverbot wäre eine Notlösung", meinte er und plädierte für einen B12-Anschluss des Betzigauer Gewerbegebiets bei Bogenried. Doch kein Grundstücksbesitzer wolle mehr mit Helfrich verhandeln. Hagenmaier: "Sie habens verbockt und die Kemptener sollen darunter leiden."
Einmal mehr machte Helfrich deutlich, dass die Gemeinde Betzigau großes Interesse an dem Anschluss habe: "Aber nur gemeinsam geht es." Denn Baulastträger sei der Landkreis und der entscheide. In einem Gespräch habe Landrat Gebhard Kaiser ihm jedoch signalisiert, dass er für die Südtangente sei.
"In meinem Beisein hat er die Verwaltung beauftragt, die Unterlagen auszuarbeiten, damit der Kreistag im November entscheiden kann."
Projekt nicht "angeschoben"
Und eine Entscheidung ist es auch, auf die die Bürger drängen. So musste sich Helfrich etwa vom Lenzfrieder Remig Hiepp doch den Vorwurf anhören, das Projekt mit dem Gemeinderat nicht "angeschoben" zu haben. In Wertach und Dietmannsried sei das Thema Umfahrung längst vom Tisch. Aber man wolle es gut sein lassen, so Hiepp, "wenn das Märchen kein Ammenmärchen wird".
Das passende Schlusswort lieferte schließlich Mario Dalla Torre: Wenn denn nun schon jeder jeden unterstütze, "dann packen wirs doch einfach endlich an".