'Auch Quellen und Brunnen versiegen, wenn man zu oft und zu viel aus ihnen schöpft', meinte schon der griechische Redner Demosthenes. Aber es kann auch einfach die Technik über sie hinweggehen. Bis vor rund 25 Jahren wurden nämlich viele Weiler in der Umgebung durch hydraulische Widder mit Trinkwasser versorgt. 1987 wurde an der Schleifmühle der Größte vom Netz genommen.
Bei der Besiedlung der Landschaften spielten Bäche, Quellen oder Flüsse wichtige Rollen, denn sie sicherten die Trinkwasserversorgung. Wer hingegen auf Anhöhen oder Hügeln lebte, brauchte dort eine Quelle oder hatte ein Problem. So verlegten die Irseer Mönche wegen des fehlenden Trinkwassers das Kloster schon in seiner Frühzeit vom Oberen Dorf in die darunter liegende Senke. Ende des 18. Jahrhunderts wurde jedoch der hydraulische Widder erfunden: eine Pumpe, die durch die Eigenkraft einer höher gelegenen Quelle in Schüben Wasser bis zu 300 Meter höher beförderte. In der Region profitierten vor allem die Gemeinden Eggenthal und Irsee davon. In fast allen Weilern Eggenthals wurden im 19. Jahrhundert Widder eingerichtet, da die Region ein sehr reichhaltiges Quellvorkommen habe, berichtet Altbürgermeister Hugo Greisel.
'Das war eine gute Sache, denn sie wurden durch Eigenkraft angetrieben', meint er. Auch in Irsee führte die hügelige Landschaft zum Bau von Widdern in Eiberg, Haslach, Oggenried und Wielen, berichtet Bürgermeister Andreas Lieb. Doch die Widder kamen aus verschiedenen Gründen in die Kritik: 'Ihre Fassungen waren nur oberflächlich gebaut, aber es durfte kein Oberflächenwasser eintreten. Deshalb entsprachen sie nicht mehr dem Stand der Technik', erklärt Greisel. Die vielen Kleinanlagen waren den Behörden zudem ein Dorn im Auge, da sie schwer zu überwachen waren. Außerdem waren durch die Ausweisung von Wasserschutzgebieten ihre Standorte nicht zu halten, so Lieb.
Ab 1984 wurden deshalb die Widder in Eggenthal durch die Wasserversorgung Holzstetten abgelöst – die kleinen Widder in Irsee hielten sich noch etwas länger. Doch der wohl Größte wurde vor 25 Jahren an der Schleifmühle stillgelegt.
Dort verfügte die Familie Ferling als Mühlenbesitzer seit 1839 über ein sprudelndes Reich von mindestens fünf Quellen, die einst Mühlrad und Säge antrieben. Eine Quelle dient heute der Versorgung von Romatsried, zwei weitere der von Bad Wörishofen. Dabei seien die Kurstädter 1942 'nicht ganz freiwillig in den Besitz der beiden Quellen gekommen', berichtet Alfred Ferling. Doch der Widder wurde von einer anderen Quelle gespeist und versorgte den Weiler Wielen mit Wasser. 'Die Quelle liegt auf 713 Meter, Wielen auf 780. Der Widder pumpte das Wasser also rund 70 Meter hoch', erzählt Ferling.
Dabei brauchte die Einrichtung aber auch etwa zwei Drittel des Wassers, um ein Drittel nach oben zu pumpen. 'Je größer der Höhenunterschied, desto weniger Wasser kam oben an', erklärt der Ingenieur. Heute ist der Widder eine Selbsttränke für Vieh und speist mit den übrigen verbliebenen Quellen die Fischweiher der Schleifmühle. Für Ferling bleibt die Technik aber faszinierend. 'Das ist ein Perpetuum mobile', schwärmt der 65-Jährige.