Die Wirtschaftskrise ist in aller Munde. Auch im Ostallgäu wird manche Firma von Auftragsrückgängen gebeutelt, gibt es Kurzarbeit und ist von Entlassungen die Rede. Doch nicht überall im Füssener Land geht der Daumen nach unten. Im Gegenteil: Etliche Unternehmer blicken optimistisch nach vorn und investieren nach dem Motto "Krise - na und?" in ihre Firma. In einer Serie stellen wir einige dieser Betriebe vor - heute "prometall" aus Rieden.
Rieden am Forggensee Vor genau 200 Jahren führte der Sandwirt von St. Leonhard im Passeiertal, Andreas Hofer, seine Bauern in den Freiheitskampf. Dreimal waren die Tiroler siegreich gegen Napoleon. Vor 22 Jahren begann sein Namensvetter in Rieden eine ebenfalls herausfordernde Aufgabe: Andreas Hofer (53) baute aus dem Nichts seine Firma "prometall" auf. Nach dem Anteilsverkauf der Firma im Jahr 2006 an Kern-Liebers bekommt Hofer nun den Firmennamen und einige der Tätigkeitsfelder zurück.
"Es ginge zwischen Viertel vor elf und halb zwölf heute Vormittag, da ich einen engen Zeitplan habe." Der stark engagierte Firmeninhaber reagiert sofort auf den geschäftlichen Anruf. Mit freundlicher, aber zielgerichteter Stimme fasst er sich kurz. In seinem Büro im ersten Stock hat er die Mansardendecke mit Holz heimelig verkleidet.
Neben der modernen Ausstattung lebt eine Wachsblume vor sich hin: 1987 hat er sie für eine Deutsche Mark gekauft.
Den Umsatz seiner Firma für Werkzeugbau und Stanz-Biege-Teile hat Hofer in 20 Jahren von null auf rund 20 Millionen Euro gesteigert. Nach drei Jahren unter der Kern-Liebers-Gruppe startete er neu am 1. November 2008. Damals begann er mit 18 Mitarbeitern, heute sind es 42. Für diesen zweiten Neuanfang hat er hohe Investitionen getätigt. Seine Aufträge muss der Firmenchef seit Ausbruch der Wirtschaftskrise mit neuen Produkten und in neuen Märkten suchen, wie beispielsweise Chemie, Möbel, Elektro/Elektrik. Er will seine Fühler noch ausstrecken in Richtung Solar- und Medizintechnik und setzt auf die richtige Mischung. So hat er einen Teil der Fertigung und Maschinen von Rösle in Marktoberdorf übernommen: "Ich bin stolz, für eine so renommierte Firma arbeiten zu können.
" Dessen Geschäftsführer Hans Eurisch hatte die zu geringe Rentabilität wegen hohen Automationsgrades und zu geringer Auslastung festgestellt. "Das ist auch Metall, obwohl das eine ganz andere Welt ist", zeigt sich Hofer flexibel. Zwischen fünf und zehn seiner Mitarbeiter sind derzeit in dieser Sparte tätig. Die in Pforzheim beheimatete Huras-Automation hat der Riedener aus der Insolvenz heraus gekauft. Längerfristig sieht der Firmenchef auch Bedarf für Produkte als Kombination aus Metall und Kunststoff: "Das will und braucht der Markt."
"Wenns normal läuft in nächster Zeit, dann wären wir mittelfristig ausgelastet. Aber ich bin da sehr vorsichtig: Erst wenn die Aufträge da sind ", wartet Hofer die Entwicklung ab. Und erinnert sich an früher, an seine Lehrzeit 1970 bei der Firma Bihler, mit der er "nach wie vor sehr gut und vertrauensvoll" zusammenarbeite.
Hofer schreibt Ausbildung groß: Zehn Prozent seiner Belegschaft sind Azubis. Bei "prometall" gibt es nur geringe Fluktuation. Eine allerdings hatte im Unternehmen nie ein Wachstumsproblem: Die kleine 1-DM-Wachsblume von 1987 hat sich zu einer herrlichen, rund zwei Dutzend Meter langen Pflanze ausgewachsen, die die gesamte Decke in Hofers Büro zu tragen scheint.