Dirndl Das Kleid mit Schürze und Bluse hat sich zum Verkaufsschlager entwickelt - Westallgäuer Trachtenhändler sprechen über kaufwütige Teenager und Längentrends">

Artikel: Von Tradition und "Wiesnmaskerade"

2. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Dirndl Das Kleid mit Schürze und Bluse hat sich zum Verkaufsschlager entwickelt - Westallgäuer Trachtenhändler sprechen über kaufwütige Teenager und Längentrends

Von Sabrina Müller |WestallgäuHeute ist in Weiler Auftakt des viertägigen Westallgäuer Oktoberfestes - der kleinen Schwester der Münchener Wiesn. Jung und Alt stehen in den kommenden Tagen wieder schunkelnd und singend auf den Bierbänken, tanzen und feiern ein fröhliches Miteinander unter der Zeltplane.

Dirndl oder nicht Dirndl? fragt sich Frau, während Mann überlegt, zum besonderen Fest in die traditionelle Lederhose zu steigen. Die Heimatzeitung hat mit drei Fachleuten gesprochen, die sich auskennen in Sachen Trachtenmode. Als Geschäftsinhaber in Opfenbach, Weiler und Schönau (Grünenbach) haben sie vor allem in den letzten Wochen unzählige Beratungen geführt und Hunderte Dirndln an die Frau gebracht. Sie wissen: "Seit zwei, drei Jahren gibt es einem richtigen Trachtenboom", wie es Hubert Milz von Mode und Tracht in Opfenbach beobachtet hat. Vor allem die junge Zielgruppe habe viele Jahre auf Festen wie Viehscheid und Oktoberfest gefehlt. "Jetzt gehen sie nicht mehr ohne Tracht los", so Milz.

Verschiedener Geschmack

Vor allem die ganz Jungen - also die 16- bis 20-jährigen Mädchen- sind laut Milz "zur Zeit verrückt nach Dirndln". Fetzig, poppig und knallig sollten sie sein. Die Nachfrage sei ständig steigend. Im Trend sieht Milz aber alles, was Dirndl ist - auf die Zielgruppe kommt es an. "16-jährige Mädels wollen etwas anderes als 60-jährige Damen", sagt er. Bei den Kleiderwünschen spielt die Länge eine entscheidende Rolle. Kurz - also knieumspielend und kürzer - wollen es die jüngeren Trägerinnen gern haben.

Mit Tradition und Brauchtum haben die kurzen Dirndln für Hubert Milz nur bedingt etwas zu tun. "Aber wenn du nur Tradition verkaufst, bist du als Händler eine arme Sau.

" Tradition ist wichtig, " weil sonst gäbs auch kein poppiges Dirndl". Auch wichtig ist es ihm, edle Dirndln im Sortiment zu haben.

Keine "Faschingskleider"

Tradition und Brauchtum spielen für Karin Schweinberger vom Geschäft Tracht und Mode Schneider in Weiler eine bedeutende Rolle. Seit 42 Jahren leitet sie den elterlichen Laden und hat sich viel mit dem Thema Dirndl und Tracht auseinandergesetzt. "Oktoberfest- und Wiesnmaskeradedirndl" hat sie nicht. "Die, die das wollen, finden bei mir nichts". Schweinberger setzt auf den Verkauf von klassischen Modellen und nicht auf den von "Faschingskleidern".

Tracht hat für Schweinberger eine historische Bedeutung. Sie charakterisiert einen bestimmten Landstrich und bleibt über viele Jahrzehnte bestehen. Das Dirndl, so sagt sie, ist aus Elementen verschiedener Trachten entstanden. "Es ist die lockere Auffassung von Tracht."

Dirndln in allen Längen

Ute Eichstädt aus Schönau - im Westallgäu besser bekannt als "die Dirndlkönigin" - verkauft und verleiht seit gut zwei Jahren Dirndln in allen Farben und Längen. Über 400 hat sie ständig im Sortiment. Momentan sind 100 im Umlauf. "80 Prozent der Kundinnen kaufen das Kleid danach", sagt sie.

Ganz kurz ist "grausam"

Obwohl Eichstädt aus Berlin kommt, ist ihr Tradition wichtig. Sie mag die langen Festtagsdirndln lieber, ganz kurz findet sie "grausam". "Aber die jungen Mädels wollens halt so."