Von Stefanie Heckel |KemptenDie Lacher sind dem Mann für seinen Kauf sicher. Mit leicht geröteten Wangen nimmt er das seltsame schwarze Ding mit den Metallketten entgegen, zahlt zwei Euro und setzt sich schnell wieder. Während er noch seinen neu erworbenen Schatz - eine "Punk-Krawatte" im edlen Revoluzzer-Design - begutachtet, haben sich die anderen schon wieder der Bühne zugewandt. Dort wird gerade ein Sack Wolle unter die Leute gebracht, der für sieben Euro an eine ältere Frau geht: Es ist Versteigerungstag beim Kemptener Fundbüro - und unter den wachsamen Augen von über 120 Schnäppchenjägern kommen in der Gaststätte Klecks nicht nur dutzendweise vergessene Regenschirme, Mützen und Schals unter den Hammer, sondern eben auch so manche Kuriosität. Und bei Preisen meist um die zwei bis vier Euro fällt das Bieten vielen nicht allzu schwer.
Ortswechsel: In dem kargen Raum, der sonst eine Garage ist, drängen sich etwa 90 Menschen. Sie bummeln sie an den ausgestellten Gitarren, Goldketten und Modellautos vorbei, sehen dort genauer hin und betasten da etwas. Schließlich soll es gleich losgehen mit der Versteigerung des Allgäuer Pfandleihhauses in der Porschestraße.
Eine Frau in roter Jacke hat schon in der ersten Reihe Platz genommen und studiert die Versteigerungsliste. Hunderte Artikel stehen darauf - all das eben, was Leute beim Pfandleihhaus gegen Geld eingetauscht und nie zurück gekauft haben. Eine teure Damen-Rolex für 4320 Euro ist darunter, aber auch eine Puppe im Karokleid für 15 Euro.
Die Frau in der roten Jacke, sie heißt Kriemhild, beugt sich nach vorne. "Zum Aufruf kommt die Nummer 18, eine Hummelfigur", ruft der Auktionator und nennt das Einstiegsgebot: 45 Euro. Kriemhilds Hand schnellt nach oben - auf die Engelsfigur hat sie schon gewartet. Doch Kriemhild ist nicht allein, auch ein anderer Bieter hat es auf die Hummelfigur abgesehen. So klettert der Preis immer weiter nach oben.
Zurück zur Versteigerung des Fundbüros: Auch dort ist ein regelrechter Bieterwettstreit entbrannt. Objekt der Begierde ist Naomi Campbell, besser gesagt ein Handy mit der eingeprägten Unterschrift des Supermodels. "Wer bietet acht Euro? Hey, so günstig kriegen Sie die Campbell nie wieder", ruft Fundbüro-Mitarbeiter und Auktionator Thomas Doff.

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Seine lockeren Sprüche ziehen, immer weiter steigen die Gebote in die Höhe. Am Ende geht das Supermodel-Handy für 28 Euro an Werner, der wegen der Schnäppchen öfter zu Auktionen geht. "100 Euro zum Zweiten, zum Dritten - verkauft für 100 Euro an die Dame in der roten Jacke." Bei der Pfandleihhaus-Auktion strahlt Kriemhild übers ganze Gesicht. Dann geht sie hinüber zur Kasse und zahlt 100 Euro plus zehn Prozent "Sofort-Mitnahme-Gebühr". Endlich kann sie die Figur in die Arme schließen, das Tagesziel für den Engel-Fan und völligen Auktions-Neuling ist erreicht.
So großes Geld wechselt bei der Fundbüro-Versteigerung nur selten den Besitzer. 65 Euro für ein Handy - das ist schon einer der Spitzenpreise. Fundbüro-Chefin Monika Edwards-Wynn ist dennoch zufrieden - zum Einenleeren sich die Fundbüro-Bestände und zum anderen haben sowohl ihre Mitarbeiter als auch die Besucher viel zu lachen.
Der Spaßfaktor steht dagegen beim Pfandleihhaus im Hintergrund. Rund 700 Euro legt ein Mann auf den Tisch und bekommt eine Märklin-Eisenbahn ausgehändigt. Der Mann ist Profi - er wird von Sammlern fürs Bieten engagiert. Ein zweiter Eisenbahn-Satz findet dagegen keinen Käufer - "alles Taktik", winkt der Auktions-Experte ab. Da hätten sich die Fans wohl absichtlich zurückgehalten in der Hoffnung, für das gute Stück am Ende noch allein bieten zu können.