Memmingen/Illerbeuren (mw). - Bernhard Heinzmann, früherer Pfarrvikar von Illerbeuren, wurde vor 60 Jahren von den Nazis ermordet. Er war eines von 13 Kindern einer Bauernfamilie aus Böhmenkirch bei Göppingen. Im Jahre 1929 zum Priester geweiht, wirkte er für drei Monate als Kaplan in Amendingen. Nach zahlreichen Versetzungen - weil das Bischöfliche Ordinariat in Augsburg ihn vor den Nazis schützen wollte - kam er schließlich nach Illerbeuren. Schon 1931, also zwei Jahre vor der so genannten Machtergreifung der Nazis, sollte die Kirche nicht international, sondern 'national' sein. Dagegen wandte sich Kaplan Heinzmann. Seitdem wurde er von der Gestapo bespitzelt und verfolgt. Sie schrieben seine Predigten mit und warteten auf eine günstige Gelegenheit, den Priester 'unschädlich' zu machen. In Briefen nannte er versteckt seine ständige Angst 'Herzbeschwerden'. Freunde rieten ihm, in die nahe Schweiz zu gehen. Das aber lehnte er ab mit der Begründung, der Hirte müsse bei seiner Herde bleiben. Wegen seiner Neujahrspredigt 1941, nach der man ihm 'Verbreitung beunruhigender Gerüchte' unterstellte, wurde er verhaftet. Heinzmann verbrachte die Nacht in einem Gefängnis in Memmingen und durfte am nächsten Tag nochmals nach Illerbeuren zurück. Dort wurde ihm erlaubt, ganz alleine, bei verschlossenen Kirchentüren, die heilige Messe zu feiern. Es sollte die letzte in seinem Leben sein.
Sträfling Nummer 24433 Dann brachte ihn die Gestapo ins Untersuchungsgefängnis nach Augsburg. Obwohl ein Gericht ihn freigesprochen hatte, kam er am 11. April 1941, am Karfreitag, in das KZ Dachau. Hier wurde Heinzmann zum Sträfling Nummer 24433 - einer von 2769 Geistlichen, die zwischen 1933 und 1945 hier gefangen gehalten wurden. Im Februar 1942 hieß es dann plötzlich: 'Die Invaliden kommen in ein Sanatorium, sie sollten dort gepflegt und aufgefüttert werden, um wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert zu werden.' Obwohl Pfarrer Heinzmann nicht invalid war, wurde er am 24. Juni aus Dachau abtransportiert. Jeder Häftling wusste, dass das der sichere Tod war. In der Nähe von Hartheim bei Linz wurden die 'Invaliden' mit Gas oder mit Spritzen getötet. Die Leichen wurden verbrannt. Nach dem Krieg stellte man fest, dass Pfarrer Heinzmann am 10. August 1942 von den Nazis ermordet wurde. Seiner Schwester teilte man mit: 'Ihr Bruder meldete sich am 12. September 1942 krank und wurde daraufhin unter Aufnahme im Krankenhaus in ärztliche Behandlung genommen. Es wurde ihm die bestmögliche medikamentöse und pflegerische Behandlung zuteil. Trotz ärztlicher Bemühung gelang es nicht, der Krankheit Herr zu werden.' Zum Zeitpunkt, den die Nazis für die Einlieferung in die Klinik angaben, war Heinzmann schon längst tot. Die Urne wurde in seinem Geburtsort beigesetzt. Am Pfarrhaus in Illerbeuren brachte man zu seinem 50. Todestag eine Gedenktafel an, die auf das Leben und Sterben des Märtyrers aus dem Dekanat Memmingen hinweist.