Als "fleischgewordenes bayerisches Kulturgut" kündigte Meinrad Seelos von der Musikkapelle Gerhard Polt und die Biermösl Blosn an - was das Publikum im mit 2500 Besuchern ausverkauften Festzelt in Bertoldshofen mit donnerndem Applaus quittierte. Seelos versprach nicht zu viel. Geistreich wie derb, beschwingt und spritzig ging es dort dermaßen zur Sache, dass man nur von einem gelungenen Auftakt des Bezirksmusikfest-Rahmenprogramms sprechen kann.
Wie nicht anders zu erwarten, hatten die Biermösl Blosn etliche örtliche Besonderheiten vorab recherchiert sowie in lustige Reime und Gstanzln gegossen. Das hörte sich dann in etwa so an: "In Marktoberdorf - wo man den Kindern die Ewigkeit so erklärt - wann endlich die Umgehung gebaut wird." Die angeblich harndrangfördernde Wirkung des Kaufbeurer Aktienbiers kam ebenso zur Sprache wie die "Tatsache", dass "der Pschierer" - nach Angaben der Well-Brüder, versteht sich - ohne Freibier nicht nach Bertoldshofen zu locken war.
Im Kreuzfeuer von Kritik und Kalauer standen bei Blosn wie Polt scheinbar auch deren oberbayerische Heimat - Ähnlichkeiten zu Örtlichkeiten im Allgäu waren fortan rein zufällig (Bad "Hausen"). Offensichtlicher Blödsinn über Satellitenschüsseln ("Der Pfarrer hat die größte drom, er will a unbefleckte Empfängnis hom") oder ein mit Sauna optimal EU-optimiertes Feuerwehrhaus fehlten dabei nicht.
Auch um Edmund Stoiber ging es, der Gerhard Polt zufolge seine Karriere nur einer "verreckten Benzinpumpe" in Polts Heimat verdanke.
Virtuose Musiker
Neben der Politik nahmen er, Michael, Hans und Christoph Well sich allzu menschlicher Schwächen an. Stellenweise wirkte das kurzweilige Programm wie ein Best of: etwa bei den Ausführungen der Biermösl Blosn über die heimatliche "Achse des Bösen" oder bei Polts "Urlaubsimpressionen" (Buch von 2003) und seinen "Menschenfressern und anderen Delikatessen" (1997).
War die Blosn am Zug, saß der Polt erst mit oft versteinerter Pokermiene daneben, während nach der Pause die genialen gemeinsamen Auftritte zunahmen. Wie gewohnt, überließen die Well-Buam Polt dabei einen großen Teil der Sprachkomik, während sie virtuose Musikerqualitäten bewiesen. Stopherl Well, von den Brüdern liebevoll als Stefan Mross tituliert, nahm dabei schon mal Flöte, Harfe und Trompete zugleich in die Hand. Fingerfertigkeit bewies Hansi Well an der spanischen Gitarre bei Asturias von Isaac
Albéniz. Doch auch Polt setzte sich mit exotischem Gesang, ekstatischen Jodlern und Tanz in Szene.
Das Publikum war davon ähnlich begeistert wie vom "Divertimento bavarese" der Blosn, in dem mit halsbrecherischen Wortketten Tempiwechsel "erläutert" wurden ("allegro, allegretto, con spirito santo, quasimodo, prosecco").
Immer wieder schlugen die Künstler den Bogen zum Ostallgäu, etwa, als sie die Verfilmung der Geschichte vom Braunbären Bruno am Forggensee ankündigten. Auch die Alphorneinlage fand Anklang. Das Publikum war am Ende so aus dem Häuschen, dass es Polt & Biermösl Blosn auch nach mehreren Zugaben nicht von der Bühne lassen wollte.